D/I 2025, 113 min
FSK 12
Verleih: Eksystent
Genre: Drama, Roadmovie, Erwachsenwerden
Darsteller: Juli Grabenhenrich, Luca Marinelli
Regie: Alissa Jung
Kinostart: 27.11.25
Die 15jährige Leo will’s wissen: Was ihr Vater, den sie nie kennenlernte und der als Surflehrer in einem norditalienischen Badeort arbeitet, für ein Typ ist – und warum dieser Typ nie den Versuch unternommen hat, seine Tochter zu sehen. Also türmt das Mädchen aus dem winterlich kalten Berlin ins gerade auch nicht allzu warme Italien, um sich dort diese Fragen zu beantworten. Und dabei vielleicht auch ihr eigenes, emotional etwas aus der Spur geratenes Leben wieder auf die Reihe zu kriegen.
Eine Winterreise ins Land, in dem hier keine Zitronen blühen: Alissa Jungs Langfilmdebüt PATERNAL LEAVE ist die Geschichte einer versuchten Selbstfindung und Vater-Tochter-Annäherung, die dank Kamerafrau Carolina Steinbrecher vor allem mit Bildern einer geradezu heimeligen Tristesse besticht. Die winterlichen Strände, die Farbbleiche der Natur, die Verlassenheit des Badeortes – das ist stimmig eingefangen. Und ein Spiegel innerer Befindlichkeiten von Leo und Papa Paolo wohl auch. So irgendwie jedenfalls.
Es ist ein Irgendwie, in dem kurz nach der Exposition seiner Figuren auch der Film zu stagnieren beginnt. Paolo ist überfordert, Leo auch. Was erzählerisch Niederschlag findet in einem unendlichen Hin und Her, einem zunehmenden Leerlauf kleinerer Begebenheiten und größerer Querelen, flankiert von Personen, die vor allem ihrer dramaturgischen Katalysatorfunktion wegen da sind. Das führt letztlich „irgendwie“ zwar doch noch zum sanft versöhnlichen Finale, aber nicht zu einem Erzählkern. Also einem Moment, dank dem sich die Geschichte bündelt und strafft. Oder genauer gesagt: Es gibt viel zu viele Momente, in denen sie das hätte tun können, es aber, warum auch immer, unterließ.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.