D 2009, 98 min
FSK 12
Verleih: Warner

Genre: Drama, Liebe

Darsteller: Til Schweiger, Jana Pallaske, Stipe Erceg, Julia Brendler

Stab:
Regie: Matthias Emcke
Drehbuch: Matthias Emcke

Kinostart: 30.04.09

6 Bewertungen

Phantomschmerz

Der Til meint’s ernst

Nach seinen letzten Erfolgsfilmen KEINOHRHASEN und 1 1/2 RITTER konnte man denken, Til Schweiger hätte sich damit abgefunden, daß er an deutschen Kinokassen nur im Komödienfach richtig einschlägt, und er es sich nun in diesem ihm wohl gesonnenen Genre entsprechend gemütlich macht. Aber Til Schweiger ist eben nicht nur ehrgeiziger Geschäftsmann, sondern versteht sich zudem als Filmkünstler und Vollblutmime. Deshalb versucht er es alle Jahre wieder selbst im Dramenfach. Im Langfilmdebüt des Produzenten Matthias Emcke (WO IST FRED?) spielt er nun den Radfahrer und Lebemann Marc Sommer, der durch einen Unfall sein linkes Bein verliert und dadurch einen Neuanfang wagen muß.

Läßt man Schweigers Karrierekalkül mal etwas außer Acht und sich auf die Geschichte ein, kann man dem Drama starke Momente und atmosphärische Stringenz nicht absprechen. Vor allem die Freundschaftsgeschichte zwischen Marc und seinem besten Freund Alexander, der ihn nach dem herben Schicksalsschlag bei sich aufnimmt und ihm auch die alles verändernde Beinprothese finanziert, ist schnörkellos erzählt und vermeidet weitgehend abgegriffene, melodramatische Zuspitzungen. Dafür wurde bei der Liebesgeschichte ziemlich getrieft. Da kann Jana Pallaske noch so schön die Lippen wölben, ihre Figur der coolen Nika ist einfach zu funktional. Sie soll den wilden Marc zähmen und ihn zu seiner wahren Bestimmung, dem Aufschreiben seiner Lebensgeschichte, führen, das pfeifen von Beginn an die Spatzen von den Dächern. Vorhersehbarkeit und schnelle Abnutzungserscheinungen sind die Folge. Und auch die nette Vater-Tochter-Beziehung, für die Schweiger seine Tochter Luna an Bord geholt hat, erstickt letztendlich an Klischees und Kitscheinlagen.

Die grautriste, gezielt von Farbtupfern durchbrochene Optik von PHANTOMSCHMERZ scheint Emcke, der einige Zeit in Los Angeles Filme produziert hat, direkt aus amerikanischen Independent-Filmen entlehnt zu haben, die jedes Jahr zu Dutzenden beim Sundance-Festival laufen. Emcke ist schließlich ein mittelprächtiges deutsches Drama gelungen, das wie viele Schweiger-Vehikel etwas zu sehr über den großen Teich schielt. Viele Elemente fühlen sich nach Baukasten an, und wo derart offensichtlich Konzept vor Herz kommt, da bleiben meist auch die großen Emotionen auf der Strecke. Ein Film mit Phantomherz.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...