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Pornostar

Schwacher und unmotivierter Thriller

Trübe Aussichten: Ganz Tokio scheint in der Hand der Yakuza zu sein, das Land der aufgehenden Sonne ein Herd der gnadenlosen Brutalität. Messerzückende Kids, kehlig raunende Unterweltbosse mit einem Hang zu Tradition und rauchenden Colts. Kamijo hat sich in diesen rauhen Alltag integriert, betreibt seinen Sex-Club unter verhältnismäßig friedfertigen Bedingungen. Doch für’s Geschäft wird gelöhnt, denn die Yakuza fordert einen Teil des Tagesumsatzes. Um nicht völlig ausgeliefert zu sein, hat auch Kamijo eine Gang um sich geschart. Das gehört in einem apokalyptischen Viertel wie Shibuya zum guten Ton. Eines Tages taucht Arano auf, ein Möchtegern-Delon, der kaum was sagt, geschweige denn durch sein Handeln irgendwie durchschaubar wird. Bis er eines Tages tötet....

Klar, es kommt zwangsläufig zum Konflikt zwischen dem großen Schweiger und dem emsigen Kamijo und viel mehr passiert dann wirklich nicht. Es scheint, als ruhe sich der Regie-Nachwuchs Japans auf den vielen Vorschußlorbeeren für das neue, wilde asiatische Kino aus. Doch die neuerliche weltweite Begeisterung für Filme from Far East gilt garantiert nicht rudimentären Werken wie diesem. Hier wird ein bißchen gemetzelt, ein paar hippe Skater aufgefahren, ein schmissiger Mix aus atmosphärischem Pop und zornigem Rock auf die Tonspur gekleistert, und den Rest wird das Publikum schon für sich entdecken. Eben nicht, denn längst hat man sich am Niveau frostig-emotionaler, aber klassisch erzählter Werke wie SONATINE oder HANA BI orientiert. Und mit diesen beispiellosen Rache-und Sühne-Werken oder den knalligen, bleihaltigen, aber eben optisch auf höchster Stufe interpretierten Hongkong-Exporten kann sich dieses schwache Studentenfilmchen nicht mal annähernd vergleichen. Am Ende löst Langeweile die anfängliche Verstörung ob der Gewaltszenen ab. Könnte auch als Bildnis vom Verfall der Gesellschaft verstanden werden. Keine Ahnung.

Originaltitel: Pornostar

J 1998, 98 min
Verleih: REM

Genre: Thriller, Eastern

Darsteller: Koji Chihara, Onimaru, Rin Ozawa

Regie: Toshiaki Toyoda

Kinostart: 10.08.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.