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Portugal, mon amour

Sabotage der Gewohnheiten

Im Original heißt der Film „Im goldenen Käfig“, was wieder einmal nicht nur besser klingt, sondern auch ist. Deutsche Verleiher hartnäckig auf ihren mitunter seltsamen Umbenennungswahn anzusprechen, ist Journalisten- wie Cineastenpflicht. PORTUGAL, MON AMOUR, Untertitel „Die Familie Ribeiro auf dem Weg zum großen Glück“ – noch Fragen? Der Schaden hält sich in Grenzen, denn Regisseur Ruben folgt mit seiner Alltagskomödie eher dem lockeren, am Ende aber etwas mutlosen französischen Unterhaltungskino, das auf Nummer sicher geht, statt sich zu verwählen. Nur Charme wirft den Rettungsring, wenn die Handlung ins Schwimmen kommt.

Der „goldene Käfig“ befindet sich im 16. Pariser Arrondissement. Noblesse umweht den Jugendstil, die Situierten pflegen Hündchen und Marotten, doch auch die Concierges im Erdgeschoß haben sich eingerichtet. Seit Jahrzehnten lebt Maria Ribeiro mit ihrem Mann José in Frankreich, als gebürtige Portugiesen gehören sie dort damit zur immerhin drittgrößten Bevölkerungsgruppe. Die Ribeiros kamen dereinst nicht unbedingt, um zu bleiben. Rückkehr war der große Traum. Inzwischen sind die Kinder groß und französisch genug, um entsetzt zu sein, als bekannt wird, was in einem Brief an Vater stand: José hat ein stattliches Anwesen mit Weingut geerbt, das er nur bekommt, wenn er nach Portugal zieht. „Endlich“, sagen José und Maria. „Bloß nicht“, sagen Verwandte, Freunde und Arbeitgeber. Marias Schwester hat das Anwaltsschreiben zufällig gelesen und den Inhalt verraten. Mit welchen Folgen? Maria bekommt mehr Gehalt, José wird als Vorarbeiter mit einem riesigen Projekt betraut, alle um sie herum hecheln und heucheln. Keiner will, daß die Ribeiros gehen. Als die aber merken, daß es nicht wirklich um sie beide geht, sondern mehr um liebgewordene Gewohnheiten in ihrem Umfeld, starten sie eine großangelegte Sabotage.

PORTUGAL, MON AMOUR meint es ziemlich gut mit seinen zwei Hauptcharakteren und -darstellern. Mit denen der Kinder auch. Sie haben miteinander wahrhaft feine Szenen voller Komik und Melancholie. Was allerdings die Pappkameraden neben den Ribeiros anstellen, kippt zu oft ins Banale, Alberne, arg Gestelzte und zu oft Gesehene. Schnell mal wieder NUR FÜR PERSONAL! ansehen, jenen Franzosen von 2011, der ein ähnliches franko-iberisches Milieu bespielt und richtig Spaß gemacht hat – jedoch auch einen verhunzten Titel bekam.

Originaltitel: LA CAGE DORÉE

F 2013, 91 min
FSK 0
Verleih: Prokino

Genre: Komödie

Darsteller: Rita Blanco, Joaquim de Almeida, Roland Giraud

Regie: Ruben Alves

Kinostart: 29.08.13

[ Andreas Körner ]