Originaltitel: RAFIKI

Kenia 2018, 83 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber

Genre: Drama, Liebe, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Samantha Mugatsia, Sheila Munyiva

Regie: Wanuri Kanihu

Kinostart: 31.01.19

1 Bewertung

Rafiki

Queeres Nairobi

Zunächst, die Farben! Der Sound! Frisch, jung, dynamisch! RAFIKI ist stolzes afrikanisches Großstadtkino, geht also nicht wie andere Seltene von dort aufs Land und schrammt dabei das Ethnokitschige. Wanuri Kanihu erzählt temporeich wie schillernd aus Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Mehr noch: Das Thema ist ein Eisen, heiß geschmiedet unter der Sonne des Landstrichs. Damit allerdings fangen zugleich die Probleme an.

Es fällt als sattgefüllter westeuropäischer Kinozuschauer schwer, Filme wie RAFIKI losgelöst von Orten und Umständen zu sehen, an und in denen er entstanden ist und gezeigt wird. Was in Kenia einer Ohrfeige für Konventionen, Verbote, ja, gerichtliche Konsequenzen gleicht, atmet hier die schwere Luft des oft Gesehenen. Nur wer seine Antennen auf wirklich offene Felder richtet, wird etwas von RAFAKI haben. Daß es Kenias erster Beitrag in Cannes überhaupt war, daß die Regisseurin klagen mußte, um in der Heimat ein Aufführungsverbot zu lockern, all das hilft dem Wissen des Rezipienten, der Wirkung des Werkes aber nur bedingt.

Es geht um zwei junge Frauen, die sich lieben. Um Kena und Ziki, die gleich einige der größten Pakete der kenianischen Gesellschaft auf ihre schmalen Schultern geladen bekommen. Unter Strafe gestellte Homosexualität ist nur eines davon. Ihre Väter, wirtschaftlich grundverschieden aufgestellt, treten bei den Kommunalwahlen an – als Konkurrenten. Kena ist ein Scheidungskind, ihre Mutter leidet. „Hey, Schwuchtel“ ist auch auf Nairobis Straßen eine gängige Beleidigung, führt zu ausgeprägter Heimlichkeit unter Gleichliebenden und zu Geschwätz. Kena steckt fest zwischen Riten und Freiheitsdrang. Sie will Krankenschwester werden, obwohl ihre Zensuren eine neue Ärztin verheißen. Die freche Ziki weckt Kena auf. Echt wollen sie sein, die beiden.

Sich konsequent auf die Liebesgeschichte zu fokussieren, hat sich Regisseurin Kaniku – verständlicherweise – nicht getraut. Die konturlosen Nebenstränge mit religiösen Einschlägen greifen kaum. Gottlob ist die sehr authentische Samantha Mugatsia nicht nur Kena, sondern auch Retterin aus Sehnot.

RAFIKI ist ein Film, der unbedingt ins Portfolio eines so verdienstvollen, sich auf queeres Kino spezialisierten Verleihs wie Edition Salzgeber aus Berlin gehört. Dort ordnet er sich homogen ein, in der Einzelsichtung muß er mit einhergehenden Tücken leben.

[ Andreas Körner ]