Originaltitel: LISISTRATA

Spanien 2002, 89 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Comicverfilmung, Komödie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Maribel Verdú, Juan Luis Galiardo, Javier Gurruchaga

Regie: Francesc Bellmunt

Kinostart: 16.12.04

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Ralf Königs Lysistrata

Antike Ständer und mehr

Feierabend in Athen: Wer nicht tot vor den Toren der Stadt liegt, kehrt schwerverletzt zu Frau und Kind zurück, nur um sich am nächsten Tag wieder ins Schlachtgetümmel zu stürzen. Es ist eine Plage, der Krieg zwischen Athen und Sparta dauert nun schon 30 Jahre. Weil aber die Frauen anno 411 vor Christus recht emanzipiert sind, lassen sie sich die Verschwendung von Ressourcen und Gesundheit nicht länger bieten. Ein Sexstreik soll die Männer zur Vernunft bringen.

Lysistrata und ihre aufmüpfigen Freundinnen verbarrikadieren sich auf der Akropolis, und schon wenige Tage später irren die Männer der Stadt benommen und sehr erigiert durch die Straßen. Alle Männer? Die homosexuelle Community ist von der Verweigerung verständlicherweise nicht betroffen. Deren Anführer Hepatitos sieht jedoch seine glorreiche Stunde gekommen. Er schlägt dem Heerführer Ohropax vor, der Armee Zwangshomosexualität zu verordnen, um befriedigt und wieder bei vollen Kampfkräften in die Schlacht gegen Sparta zu ziehen. Sind bald alle Athener schwul?

Fast 20 Jahre hat es gedauert, daß Ralf Königs Schelmenstück LYSISTRATA den Weg auf die Leinwand gefunden hat. Und weil seine knubbelnäsigen Figuren in Spanien über eine große Fangemeinde verfügen, machten sich genau dort findige Filmemacher mit großem Aufwand und einer beachtlichen Zahl Dildos ans Werk, die Zoten und ironischen Anspielungen in eine temporeiche Komödie zu verwandeln. Klar, die Gags zielen bewußt und massiv unter die Gürtellinie. Aber mal ehrlich, wann war’s denn im Kino das letzte Mal so richtig zotig? Schon bei Aristophanes’ Originalstück bekommen Männer wie Frauen gleichermaßen ihr Fett weg. Ralf König zog den Kreis einfach noch etwas weiter. Das klärt nicht sonderlich auf und appelliert auch nicht zur Solidarität mit Randgruppen. Will es auch nicht. In flottem Tempo werden zahlreiche Klischees abgegrast. Der zugegeben sehr klamaukige Ton wird sicher nicht jedem gefallen. Kein Meisterwerk also, aber durchaus eine Spaßtüte. Für die deutsche Synchronisation wurden Comedy-Größen wie Lilo Wanders, Monty Arnold und Peer Augustinski gewonnen.

Nur nebenbei bemerkt: Ralf König war seit dem Ausflug in die Antike äußerst fleißig. Da müßten doch noch andere frivole, amüsante und ungenierte Kinospäße drin sein. Vielleicht wagen sich ja diesmal Landsleute an die Umsetzung?

[ Roman Klink ]