Originaltitel: REBELLES

F 2019, 87 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Komödie, Thriller

Darsteller: Cécile de France, Audrey Lamy, Yolande Moreau

Regie: Allan Maduit

Kinostart: 11.07.19

7 Bewertungen

Rebellinnen (2019)

Wenn Feminismus blutig ausufert – weiter so, die Damen!

Eventuell haben Sie’s aufgeschnappt: Der US-Bundesstaat Washington erlaubt es zukünftig, verstorbene Menschen zu kompostieren. Kostengünstig, ökologisch stimmig, nach wenigen Wochen bleibt etwa ein Kubikmeter Erde, Angehörigen ausgehändigt, die Opa beispielsweise dem Garten zuführen, welchen er sehr liebte. Ab Mai 2020 soll das möglich sein, bis dato müssen herkömmliche Methoden genügen. Oder eigentätige Suchen Alternativen finden, wie es das hiesige Damentrio vorexerziert.

Cécile de France mimt Sandra, ins kuschelige Heimatkaff zurückkehrende Irgendwann-mal-Miss, gibt ihr exakt überzeichneten abgeranzten Charme einer Ex-Provinz-Schönheitskönigin. Parallel verpaßt Yolande Moreau ihrer Hausfrau Nadine sympathisch gutmütige, stets Recht und Gesetz beachtende Aufopferung, während Audrey Lamys Marilyn punktgenau an jener vorbeischrammt – peinlich gefärbtes Haar und tiefer Griff in Make-up-Töpfe machen eben keine Monroe, selbst angesichts der restlichen weiblichen Bevölkerung nicht. Man verdient die Miete gemeinsam beim Herstellen von Fischkonserven, was Vorteile bringt, als der brutale Chef erst seinen Schwanz und darauf das Leben verliert, eine Tasche voller Moneten hinterläßt. Schnell den Zaster eingesackt und das tote Fleisch entsorgt, 520 Büchsen stehen im Ergebnis, hier lauscht ein abgehacktes Ohr, dort linst ein Auge raus. Und sichtet zeitnahe Probleme, weil hinter dem Drogengeld fortan die belgische Unterwelt herjagt.

Bereits angedeutet, aber explizit betont, bevor Wuttränen fließen: Wenn Sie guten Geschmack für unabdingbar halten, Abneigung gegen Vulgarismen und Zoten hegen, wünschen Sie diesen REBELLINNEN besser bloß einen angenehmen Weg. Sehen Sie indes gern gestandenen Schauspielerinnen zu, wie sie ihren altbekannten Job leidenschaftlich wie Debütantinnen erledigen, treten Sie bitte näher. Und zwar direkt rein in die erdrückend piefige Atmosphäre einer Kleinstadt, wo nicht nur jeder jeden kennt, sondern auch viele Einwohner diverse komplizierende Verwandtschaftsgrade verbinden. Ein rauhes Pflaster, auf dem das Maximum mütterlicher Liebeserklärungen ungefähr so klingt: „Ich bereute nie, Dich nicht abgetrieben zu haben.“ Das ständige Ohrfeigen – beziehungsweise noch weitaus Schlimmeres, eine Prügelsequenz kommt ziemlich heftig zur Sache – von Frauen sämtlicher Altersstufen: ein Armutszeugnis, ausgestellt der männlichen Schwäche, die sich lediglich durch Gewalt zu helfen weiß. Letztlich ergo idealer erzählerischer Nährboden, die anfängliche bösschwarze Komödie sukzessive zu drehen, weiter zu verdunkeln (ja, das geht!).

Dann übernimmt ein manchmal erstaunlich garstiger Thriller, zum gleichfalls auf Genres pfeifenden Musikmix aus Klassik, Orgelklängen oder grantiger Coverversion von „Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“ – bei unbedingtem Bedarf sogar als Tarantino-Hommage lesbar – fahren unsere drei wehrhaften Ladies schweres Geschütz auf, müssen Tierliebhaber szenenweise Stärke beweisen und vollzieht der finale Shootout völlig logisch eine neuerliche Wendung, jetzt schlägt’s 12 Uhr mittags, High Noon, Westernzeit.

Sicher hören wir quasi schon das Aufheulen gequälter Moralverfechter, denen der arg respektlose Umgang mit Leichen gallebitter aufstößt. Doch kam, um den Bogen zu schließen, da die Realität der Kunst wieder zuvor, denn was anderes wäre wohl das einleitend angesprochene Gesetz?! Natürlich rausgerechnet die vorgeschobene Umweltfreundlichkeit ...

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...