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Robot & Frank

Mensch und Maschine – ein Buddy-Movie

In nicht allzu ferner Zukunft, heißt es, spielt diese Geschichte. Weshalb in der auch auf den ersten Blick alles wie im Jetzt aussieht. Also keine apokalyptischen Szenarien, die sonst so gern auf der Leinwand grummeln, zu bewundern sind. Auch nicht die Hölle einer schönen, neuen Welt, in der Menschen, zu seelenlos Glücklichen mutiert, sich von Androiden, von Robotern kaum noch unterscheiden.

Nein, „nicht allzu fern“ bedeutet, daß es noch Bäume gibt und alte Farmhäuser. Und auch noch Kleinstädte mit diesen typischen Kleinstadtbewohnern und sogar noch mit einer Bibliothek. In die geht zum Beispiel Frank, der grantige Alte, der vor der Stadt im Farmhaus lebt. Und der sanft verknallt ist in Bibliothekarin Jennifer, die ihm ihrerseits durchaus wohlgesonnen scheint. Auch, weil sie immer freundlich bleibt, wenn der zunehmend zerstreute Frank mal wieder nicht weiß, wo seine Brille liegt oder ihm der Kopf steht. Was ein Problem ist, das akut wächst. Das weiß Frank und reagiert trotzdem mit Aversion, als Sohn Hunter ihm einen Pflege-Roboter schenkt. Sich das Leben von einer Maschine mit kultiviertem Sprach- und nervigem Gesund-kochen-Programm diktieren zu lassen, ist für den alten Stoffel wenig verlockend. Allerdings entdeckt Frank an der Maschine bald Möglichkeiten, die in ihm eine Leidenschaft aus kriminellen Jugendzeiten neu aufleben lassen: das Stehlen, den gekonnten Diebes-Coup.

Das ist schon eine irrwitzige Story, die einem Jake Schreiers ROBOT & FRANK auftischt. Und zwar in aller Ruhe, ohne Klamauk, aber mit trockenem Witz und einer Lässigkeit und Herzenswärme, die direkt ins Schwarze trifft. Was auch an diesem ganz dezent philosophischen Unterbau liegt. Der fragt etwa: Machen uns erst Erinnerungen zu Menschen? Wird eine Maschine menschlicher, wenn sie sich zu erinnern vermag? Worüber definiert sich eine Emotion? Worüber definiert sich Freundschaft?

Denn um den letzten Coup eines alten Ganoven oder einen Zukunftsentwurf mit dem Roboter als Sozialpartner des Menschen geht es hier nur an der Oberfläche. ROBOT & FRANK formuliert eine Utopie in Frageform, durchspielt Möglichkeiten und reizt dieses Spiel aus, ohne es überzustrapazieren. Ein intelligenter und ausgesprochen unterhaltsamer Film, dem Frank Langella als Frank ein so charismatisches wie melancholisch menschliches Gesicht gibt.

Originaltitel: ROBOT & FRANK

USA 2012, 90 min
FSK 0
Verleih: Senator

Genre: Tragikomödie, Schräg, Poesie

Darsteller: Frank Langella, Susan Sarandon, James Marsden, Liv Tyler

Regie: Jake Schreier

Kinostart: 25.10.12

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.