Originaltitel: RUBY SPARKS

USA 2012, 103 min
FSK 6
Verleih: Fox

Genre: Tragikomödie, Liebe, Fantasy

Darsteller: Paul Dano, Zoe Kazan, Chris Messina, Annette Bening, Antonio Banderas

Regie: Valerie Faris, Jonathan Taylor

Kinostart: 29.11.12

1 Bewertung

Ruby Sparks

Über Männerwünsche und Reality Checks

Das Ziel eines jeden Autors ist es wohl, seine Figuren lebendig wirken zu lassen. Allerdings dürften die wenigsten die Situation je erlebt ha-ben, in der eine ihrer Figuren so lebendig wird, daß sie plötzlich tatsächlich vor ihnen steht. RUBY SPARKS erzählt auf sehr charmante und pointierte Weise von einem krisengebeutelten Schriftsteller, dessen Sehnsucht nach einer Frau, die zu seinem verqueren Wesen paßt, das geschriebene Wort tatsächlich Fleisch werden läßt. Fortan muß der Zauberschreiberling auf abenteuerliche Weise erfahren, daß sich die Probleme mit einer fiktionalen Partnerin nicht wesentlich von denen mit einer ganz realen unterscheiden.

Calvin heißt der junge Mann, dessen Debütroman mächtig eingeschlagen ist, der seitdem aber wenig zustande gebracht hat, sowohl literarisch als auch beziehungstechnisch. Doch dann wird er im Traum von einer wunderschönen Muse geküßt. Und plötzlich fließen die Worte wieder aus Calvin, und Ruby, die Figur aus seinen Träumen, deren zauberhafte Eigenschaften nun seine zuvor leer gebliebenen Seiten füllen, nimmt immer mehr seine Vorstellungswelt ein. Eines Tages, als er vom Fitneßstudio nach Hause kommt, wohnt sie tatsächlich in seinem Haus. Natürlich zweifelt Calvin an seinem Verstand. Doch nachdem auch seine Umgebung Ruby wahrnimmt, und sie zudem tatsächlich all das zu sein scheint, was sich Calvin je von einem weiblichen Wesen erträumt hat, lebt Calvin seinen Traum aus und stürzt sich blind vor Liebe in seine Wunschbeziehung .

Wie RUBY SPARKS Elemente einer klugen Beziehungs-Tragikomödie mit einer übersinnlichen, postmodern aufgeladenen Prämisse paart, erinnert tonal an die Filme des Drehbuchautors Charlie Kaufman (VERGISS MEIN NICHT!, ADAPTION) sowie an die Komödie SCHRÄGER ALS FIKTION von Marc Forster, in der ein Mann die Stimme seiner Schöpferin, einer Bestsellerautorin, hören kann. Das Regie-Duo Valerie Faris und Jonathan Taylor versteht es nach LITTLE MISS SUNSHINE einmal mehr, satirisch scharfsinnig und dennoch emotional mitreißend zu erzählen, statt des Kosmos’ Familie wird dieses Mal das Modell Paarbeziehung auf sehr unterhaltsame Weise überhöht.

Am Ende steht die Erkenntnis, daß wahre Liebe auch erfordert, sich von den eigenen Idealvorstellungen zu verabschieden. Der Weg dahin ist ein fabelhaftes Vergnügen, zum Glück nicht nur für einsame Männer mit Allmachtsphantasien.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...