Originaltitel: RUSH

USA/D/GB 2013, 123 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Biographie, Sport, Action

Darsteller: Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara

Regie: Ron Howard

Kinostart: 03.10.13

3 Bewertungen

Rush

Charakter auf der Piste

Das ist der Stoff, aus dem sich gern Legenden stricken: Zwei Männer, die charakterlich gegensätzlicher kaum sein könnten, und die, jeweils hochqualifiziert in ihrer Profession, hier der des Formel-1-Rennsports, sich ein Duell liefern, das nicht nur bezüglich des Tempos die Limits ausreizt. Niki Lauda und James Hunt. Der Österreicher und der Engländer. Der Disziplinierte und der Dandy. Der brave Monogame und der exaltierte Playboy. Der Analytiker und der Intuitive. Beide treffen Anfang der 70er auf den Formel-1-Pisten aufeinander. Lauda im Ferrari, Hunt im McLaren. Der Anfang eines Duells zweier Männer, die sich nicht mögen – und die sich wohl doch brauchen. Als gegenseitigen Stachel, Antrieb, Reibefläche. Was dieses Duell nicht nur zu einem sportlichen, sondern auch zu einem der Charaktere, der unterschiedlichen Lebens-Philosophien macht.

Und es ist der erste große Pluspunkt an RUSH, daß er genau diesen Umstand herausarbeitet. Drehbuchautor Peter Morgan macht auch hier, was er schon bei FROST/NIXON oder DIE QUEEN gut vorführte: Szenen schreiben, die, ohne sich im Psychologisieren zu verheddern, einen Charakter treffend illustrieren. Und Regisseur Ron Howard ist wiederum durchaus in der Lage, solche Szenen zu inszenieren. Und die der Rennen sowieso. Rasanz zu zeigen, ohne in ein hysterisches Schnitt-Hickhack zu verfallen: In RUSH kann man sehen, wie das geht. Bis zum tragischen Höhepunkt, dem Weltmeisterrennen 1976 auf dem Nürburgring, wo Laudas Wagen mit einer Leitplanke kollidiert, zerschellt und Feuer fängt, drückt Howard kontinuierlich beschleunigend aufs Tempo. Sein Film bleibt dabei souverän in der Spur.

Nun weiß wohl selbst der, der nur über ein Minimum an Wissen über die Formel 1 verfügt, wie diese Geschichte endet. Frappierend, daß RUSH dennoch spannend ist. Womit man zum zweiten großen Pluspunkt kommt: Der Film ist gut besetzt. Daniel Brühl als Lauda ist ein Vergnügen. Mit leichtem Überbiß und Akzent, steif, wenig schlagfertig und auf den ersten Blick so uncharmant wie nur irgendwas, gewinnt die Figur zunehmend an Kontur, einer spröden Liebenswürdigkeit auch. In der Umkehrung spielt Chris Hemsworth seinen Hunt als Sonnyboy, dessen Schattenseiten zunehmend dunkler zu Tage treten. Kräftige Charakterkontraste in einem dynamischen Film, der zudem mit einer schönen, versöhnlichen Schlußszene aufwartet, die zugleich jedoch nicht frei von Bitterkeit ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.