Originaltitel: SAVAGES

USA 2012, 130 min
FSK 16
Verleih: Universal

Genre: Thriller, Action, Gangster

Darsteller: Taylor Kitsch, Aaron Johnson, Blake Lively, Salma Hayek, Benicio Del Toro, John Travolta

Regie: Oliver Stone

Kinostart: 11.10.12

10 Bewertungen

Savages

Crime-Thriller als Spielwiese

Am Anfang war das Paradies. Oder zumindest das, was uns sterblichen Sündern als nächstbestes geblieben ist: Südkalifornien. Ein sonnenüberfluteter Himmel auf Erden, erst recht, wenn man so jung und so reich ist wie Ben, Chon und beider große Liebe Ophelia, genannt „O.“ Die Drei leben in einem schicken Strandhaus, haben mehr Geld, als sie ausgeben können, und dazu mehr Sex als Charlie Sheen. Ausschließlich miteinander, wohlgemerkt, denn die drei sind ein Paar, äh, Trio.

Das Geheimnis ihres Luxuslebens ist grün: Ben und Chon verkaufen das beste Marihuana der Welt, und das Geschäft boomt. So sehr allerdings, daß ihr kleines Quasi-Familienunternehmen auch dem mexikanischen Baja-Kartell auffällt, die ihr Vertriebsgebiet gern Richtung Norden ausbauen wollen. Elena, die kaltblütige Boß-Lady des Klans, will das Geheimnis von Ben und Chons Superstoff erkaufen, doch die beiden Freunde wollen nicht als Knechte der Drogenmafia enden und planen, sich mit O. nach Asien abzusetzen. Als Elena dahinterkommt, läßt sie O. entführen, und damit ist für alle klar: Das Paradies ist verloren. Und der Kampf gegen die übermächtige Drogenmafia hat begonnen.

Zugegeben, die Geschichte ist auf den ersten Blick nicht die originellste, und man kann vermuten, daß sie in den Händen eines nur durchschnittlich begabten Jungregisseurs auch über Durchschnitt nicht hinausgekommen wäre. Zum Glück muß man diese Hypothese aber nicht weiterspinnen, denn Oliver Stone hat sich des Stoffes angenommen und daraus einen abgefahrenen Cocktail aus Entführungsthriller, Drogendrama und Gangsterballade gemacht, mit dem er der Welt wohl beweisen will, daß er’s noch so richtig drauf hat. Und er kann’s noch, keine Frage. Das Rauschhafte, die Dynamik und die wortwörtlich gewaltige Erzähllust erwecken Erinnerungen an seine großen Crime-Werke SCARFACE (Drehbuch) und NATURAL BORN KILLERS, auch wenn die Charaktere in SAVAGES trotz guter Leistungen aller Darsteller nicht ganz die Tiefe dieser Genre-Meilensteine erreichen.

Auf den doppelten Boden am Ende hätte ein weniger ausschweifender Regisseur sicher verzichten können, aber andererseits ist das auch das Reizvolle dieser psychedelischen Achterbahnfahrt: Es kann jederzeit alles passieren, und Stones verschwenderischer Erzählstil macht aus einer Geschichte, die auch als kleiner, schmutziger Videotheken-Thriller hätte enden können, ein sonnendurchflutetes Crime-Epos, das auf die große Leinwand gehört.

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...