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Science Of Horror

Wenn „Emma“ Blut sieht ...

... dann wird, so der hübsche Untertitel dieser Dokumentation, die Kettensäge zum Penis. Allgemeines Kratzen am Kopf? Okay, ganz langsam. Es war einmal Regisseurin Katharina Klewinghaus. Diese montierte Interviewfetzen von Ikonen des Horrors und Filmausschnitte aneinander, um zunächst einen recht weit gefaßten Blick auf das Genre zu werfen. Doch Klewinghaus verfolgte ein höheres, ein gar neues Ziel: Sie wollte dem blutigen Treiben aus feministischer Sicht auf die Schliche kommen! So geben denn bald verstärkt Autorinnen, Professorinnen und ähnliche Vertreterinnen des Intellekts ihre Meinungen kund. Einige der vertretenen Thesen sind durchaus nachvollziehbar, andere wiederum schon fast putzig weltfremd – so werden Fortsetzungen eben nicht als Versuch der Geldmache angesehen, sondern dienen nur dazu, die Heldin nicht entkommen zu lassen. Ach so!

Ganz nebenbei gilt es auch, lange schwelende Fragen zu beantworten: Warum schreien Frauen im Kino? Was hat es mit dem mysteriösen "Final Girl" auf sich? Wieso entspricht Jodie Foster dem Prototyp einer Feministin? Und weshalb darf man Horror und Pornographie in einem Atemzug nennen? Hübsche, tatsächlich sehr kreativ animierte Kurzfilme lockern die formal grundsätzlich ziemlich dröge Angelegenheit spürbar auf, ebenso wie einige – bei allem Respekt – zum Schreien komische Theorien. Wollten Sie unter anderem schon immer ernsthaft erklärt bekommen, daß Trash wie CHUCKY UND SEINE BRAUT " ... dildonisch" sei und außerdem unterschwellig " ... die Heterosexualität verfremdet?" Bitte, hier ist die Chance dazu.

Letztlich kann der wahre Blutjünger den rein filmischen Hintergrundbetrachtungen kaum etwas, eventuell auch gar nichts Neues entnehmen. Aspekte wie Zensur, Willkür, Entstehung, Effekte et cetera kennt man eben schon aus dem Effeff, ebenso die beigemengten Segmente aus Mehr-oder-weniger-Genre-Klassikern, obgleich sie teilweise in Deutschland nie gezeigtes oder beschlagnahmtes Material enthalten.

Aber unterhaltsam kommt das Ganze stets daher, die feministische Sicht vermag zudem anzuregen – ob zum Schmunzeln oder Nachdenken, entscheide man(n) selbst. Anfänger erfahren dagegen vielleicht manch' Interessantes, wie zum Beispiel: "Horrorfans sind die liebsten Menschen der Welt." Endlich sagt’s mal jemand!

D 2008, 82 min
FSK 18
Verleih: Totho

Genre: Dokumentation, Horror, Schräg

Darsteller: Bruce Campbell, John Carpenter, Wes Craven, Tom Savini, Lloyd Kaufman, Brian Yuzna, Jeffrey Combs

Regie: Katharina Klewinghaus

Kinostart: 16.10.08

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...