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South

Film noir für Anfänger

Bruce ist ein Bankräuber auf der Flucht. Nach einem gescheiterten Überfall schleppt er sich schwerverletzt von L.A. nach New York. Steter Begleiter ist das Tagebuch einer ihm scheinbar unbekannten Frau, dessen Inhalt überraschend Fetzen von Erinnerungen aus seiner Kindheit in ihm hochkommen läßt. Während das FBI Bruce’ Spur in New York längst aufgenommen hat, geht er einem verdrängten inneren Trauma auf den Grund. Unerwartete Hilfe erhält er von der Automechanikerin Dana, die selbst von den Geistern der Vergangenheit verfolgt wird. Bruce und Dana wollen raus aus dem Big Apple. In den Süden. Wo Bruce die letzten Stücke seines Vergangenheitspuzzles vermutet, und Dana ein neues Leben zu finden hofft. Doch die Stadt, die niemals schläft, läßt sie so leicht nicht gehen.

Klingt wenig originell, irgendwie altbacken und ziemlich pathetisch? Ist es auch. SOUTH ist das Werk zweier österreichischer Filmneulinge, die mit ihrem über viele Jahre hart erkämpften Debüt vor allen Dingen den Filmen huldigen, die sie lieben. Darunter die Klassiker des Film noir sowie die Werke Scorseses, Jarmuschs und Nolans. Zu bewundern ist wohl, mit welch kindlicher Naivität sie dies tun. Das stilecht in Schwarz-Weiß gehaltene Crime-Drama durchzieht eine Blauäugigkeit, die sich in den besten Momenten des Films in gutem, packendem Genrekino, in den schlechtesten in kaum zu ertragenden Plattitüden niederschlägt. Insgesamt kann man den beiden Regie-Debütanten durchaus handwerkliches Können attestieren. So stimmungsvoll wie SOUTH muß man einen Low-Budget-Film erst einmal hinbekommen. Vor allem der schwärmerische Blick auf die Abgründe New Yorks beschert dem Film mitunter betörend schöne Stadtaufnahmen.

Was stört, sind neben den schauspielerischen Defiziten der Hauptdarsteller vor allem die pseudo-poetischen Gedankenspiele im Voice Over und das vielerorts übertriebene Drängen auf die großen Bilder, die das Budget der Liebesmüh oft nicht zuläßt. Inhalt und Form wollen über 105 Minuten einfach nicht so recht zusammenfinden. Ergebnis ist ein gemischtes Filmerlebnis, dem man schon mit sehr viel Wohlwollen begegnen muß, um es in seiner Ganzheit lieben zu lernen. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Das haben die Macher mit der Kinoauswertung von SOUTH klar bewiesen.

Originaltitel: SOUTH

Österreich/USA 2009, 105 min
FSK 16
Verleih: W-film

Genre: Drama, Thriller

Darsteller: Matthew Mark Meyer, Claudia Vick, Sal Giorno, Tim Kirkpatrick

Stab:
Regie: Gerhard Fillei, Joachim Krenn
Drehbuch: Gerhard Fillei, Joachim Krenn

Kinostart: 02.12.10

[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...