D/Israel 2020, 103 min
FSK 12
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation, Biographie

Regie: Vanessa Lapa

Kinostart: 11.11.21

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Speer Goes To Hollywood

Der lavierende Nazi

1969 veröffentlichte Albert Speer seine Autobiographie „Erinnerungen.“ Sie wurde ein Weltbestseller. Und fast ein Hollywoodfilm. Paramount liebäugelte mit einer Adaption und schickte dafür 1971 den Autor Andrew Birkin zu Speer, der darauf insistierte, gemeinsam am Drehbuch zu arbeiten. Aus gutem Grund.

Er habe, so erzählt es Speer da Birkin einmal, „seine Seele an Mephisto verkauft.“ Und meint mit Mephisto tatsächlich Hitler. Womit Speer sich wohl für Faust hält. Und während er das tut, oder besser, während in SPEER GOES TO HOLLYWOOD dieses Salbadern zu vernehmen ist, läßt es sich die Doku nicht nehmen, zum Salbadern ein paar Szenen aus Murnaus legendärem FAUST-Film zu zeigen. Das ist brillant. Und zwar deshalb, weil es in dieser Doku, in der es so viel ums Verklären und Manipulieren geht, den Mechanismus dieses Verklärens und Manipulierens torpediert. SPEER GOES TO HOLLYWOOD ist weniger ein Film über Speers Karriere im Nationalsozialismus (das ist er auch), als vielmehr einer über das Winden und Lavieren (nur „indirekt“ habe er, so Speer, von der Judenvernichtung gewußt), über die Kultivierung lächerlicher Lebenslügen (Hitler war so wenig Mephisto, wie Speer Faust), über die Dynamik skrupelloser Fremd- und Selbstsuggestionen.

Die dann freilich immer wieder auch verräterische Eigentore schießt: Was etwa in den frühen 30er Jahren die Juden in Wien in ihm, Speer, auslösten, „war kein antisemitisches Gefühl, das war eher ein Gefühl des Ekels.“ Hier laviert er sich um Kopf und Kragen, der „gute Nazi“ Albert Speer. Paramount zog es dann doch vor, dessen „Erinnerungen“ nicht zu verfilmen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.