Originaltitel: THE CALLING

D/GB 2000, 91 min
Verleih: Constantin

Genre: Mystery

Darsteller: Laura Harris, Richard Lintern, Francis Magee

Regie: Richard Caesar

Kinostart: 21.12.00

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The Calling

Ermüdender satanistisch-keltischer Budenzauber

Kopfstehende Kruzifixe, verrätselte Inschriften, Orgien, aufgespießte Meerschweinchen, die Botschaft Satans im Fernsehen und rückwärts gesprochen, ein durchtriebenes Balg mit Engelsgesicht und Teufelsseele - kein alter Hut war zu abgenutzt, um in diesem Crossover-Plot reanimiert zu werden. Und damit es sich so richtig in der cineastischen Ramschkiste des unsagbar Bösen kramen läßt, muß natürlich zunächst ein Idyll her: Kristie, eine junge, hübsche, strahlende, erfolgreiche Amerikanerin heiratet einen ebensolchen Briten.

Daß dieser fröhlich-sonnige Auftakt lediglich Ouvertüre für Grausames ist, kann genregemäß niemanden wundern, zumal uns die durch furchtbare Erlebnisse ernüchterte Hauptdarstellerin aus dem Off ausdrücklich darauf hinweist. Erzählerischer Wendepunkt ist die Hochzeitsnacht. In einer Wald-Geröll-Kulisse, umgeben von züngelnden Blitzen und eingehüllt in grollenden Donner, gerät der zärtliche Liebesakt der Frischvermählten zur mystischen Vergewaltigung. In einer Art Ohnmacht erlebt Kristie diese Nacht und ahnt erst viel später, was hier mit ihr geschah. Nach neun Monaten bringt sie Söhnchen Dylan zur Welt und das Familienglück scheint perfekt. Doch der süße Kleine hat ein paar häßliche Angewohnheiten, die Leib und Leben der Mitbürger gefährden.

Geburt, Tod und Wiederauferstehung des Antichristen - nichts weniger soll hier erzählt werden. Doch diese wüste Aneinanderreihung von Inventar aus biblischen Wundersagen und heidnischen Mythen reicht optisch kaum an ein Marilyn-Manson-Video heran und wird von der ängstlichen Phantasie eines armen Sünders kurz vor der Beichte um Längen geschlagen. Immer wenn«s gruselig werden soll, greift Caesar mit vollen Händen in die Farbpalette von düster-blau bis freundlich-grau und kündigt den Schrecken so lange an, bis der gewarnte Zuschauer sein Gesicht vorsichtshalber im Popcorn-Eimer vergraben kann. Leidlich originell ist noch die Idee, den teuflischen Vater des Satansbratens als tätowierten Taxifahrer im Diesseits wandeln zu lassen. Ansonsten bleibt der verhängnisvolle Ruf eher ein dünnes Säuseln.

[ Sylvia Görke ]