Originaltitel: THE CIRCLE

USA/Vereinigte Arabische Emirate 2017, 110 min
FSK 12
Verleih: Universum

Genre: Literaturverfilmung, Science Fiction, Thriller

Darsteller: Tom Hanks, Emma Watson, Bill Paxton, Ellar Coltrane

Regie: James Ponsoldt

Kinostart: 07.09.17

5 Bewertungen

The Circle

Big Brother Is Boring You

Gesichtserkennung und Nacktscanner, Persönlichkeitsrechte und Allgemeinwohl, erhöhte Sicherheit und beschränkte Freiheit, berechtigte Sorge und kopflose Hysterie. Ist das Jahr 2017 das neue 1984 und BRAZIL auf dem Weg zur Realität, natürlich aus edlen Motiven? Fragen, welche THE CIRCLE auf die Spitze treibt, wobei sich deren Piekspotential indes in engen Grenzen hält.

Emma Watson bleibt schuldfrei, kein anderer Hollywoodstar hat die Ich-bin-ein-Mädel-von-nebenan-Nummer derzeit besser drauf, weswegen man ihr abnimmt, als Mae bei den Wasserwerken Frondienste zu leisten. Maes beste Freundin Annie mag da nicht mehr zusehen und vermittelt einen Job beim „Circle.“ Dieser: eine Traumfirma mit Hundeyoga-Angebot sowie einem Chef, der auf volksnah macht und laut über eigene Witze lacht. Der kluge Zuschauer weiß: Gefahr! Mae wiederum merkt nix, stimmt Rund-um-die-Uhr-Überwachung zu …

Die thematisch mögliche Dystopie verhindert nun schon der Fakt, daß jenen Big Boss Tom Hanks spielt, ergo die fleischgewordene Konzilianz, ihm möchte man selbst beim Mimen finsterer Fieslinge kumpelhaft auf den Rücken klopfen. Aber auch sonst fehlt’s an wahrer Bedrohung, weil das nominelle Düsterwerk beim Versuch, am rasenden Puls der modernen Zeit zu kleben, selbigem bloß nachhechelt.

Mal offen gesprochen: Ein guter Thriller glüht fiebrig, während er sein Publikum gleichzeitig an Hals, Eiern, Brust packt und dreifach kräftig zudrückt. THE CIRCLE hingegen schwitzt ein bißchen aufgeregt, streckt die zitterig-feuchte Hand aus und führt den Zuschauer behutsam ins Abenteuerland. Eins voller lahmer Attraktionen allerdings, weshalb der Eintritt folgerichtig nicht den herausgeforderten oder gar verdrehten Verstand, sondern lediglich ganz viel Sitzfleisch kostet.

Technischer Schnickschnack und visuelle Spielchen verdecken eben nirgends einen Plot, dessen 08/15-Basis von Beginn an nie wirklich Tragfähigkeit besaß. Logisch, wenn das elend trockene Drehbuch eine Abfolge überraschungsfreier Szenen als Spannung ausgeben möchte, sich winzige Verwicklungen zur Großtat aufplustern und doch allein lauwarme Lüftchen auspusten. Hier die obligatorische Liebesgeschichte, dort der minutenlang erwartete Todesfall, dazu ein schrecklich sinnfreier Auftritt von Beck. Schließlich, fast zwei Stunden zähen Durchhaltens später, die Pointe, unspektakulär, öde, eine finale Enttäuschung.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...