Originaltitel: THE DARK

GB 2005, 93 min
Verleih: Constantin

Genre: Horror, Mystery

Darsteller: Maria Bello, Sean Bean, Richard Elfyn, Maurice Roëves, Abigail Stone, Sophie Stuckey

Regie: John Fawcett

Kinostart: 26.01.06

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The Dark

Ihre Direktwahl ins Totenreich: 08/15

Bestenfalls fungieren Horrorfilme immer auch als Spiegel gesellschaftlicher Auswüchse oder menschlicher Befindlichkeiten. Das hat THE DARK-Regisseur John Fawcett glücklicherweise erkannt und schickt seine Protagonistin Adelle zwecks Familienzusammenführung von New York nach Wales, wo ihr getrennt lebender Gatte haust. Das eigentliche Problem ist aber Tochter Sarah, welche nach einem Streit puren Haß für ihre überforderte Mutter hegt. So weit, so ausbaufähig.

Doch leider fällt Fawcett in den nun folgenden anderthalb Stunden nichts ein, was über bekannte Versatzstücke des Genres hinausgehen würde. Sprich: Sarah verschwindet im Meer, an ihrer Stelle taucht ein geheimnisvolle Dinge sagendes Mädchen auf, Adelle entdeckt das liebende Muttertier in sich und betritt schließlich gar das Totenreich, um ihren Nachwuchs den finsteren Schatten zu entreißen.

Garniert wird diese in vielerlei Hinsicht schauerliche Mär mit Schafen, die ganz nach höchst albernem Belieben friedliche Wiederkäuer oder durchgeknallte Raubtiere sind, plumpen Worthülsen inklusive moralinsaurer Ausfälle, endlos vorbereiteten und gerade deshalb wirkungslos verpuffenden Schockszenen sowie per se fähigen Schauspielern am Rande der Hilflosigkeit. Kein Wunder angesichts der gestellten Anforderungen. So erinnert sich Maria Bello beispielsweise: "Jeden Tag mußte ich hysterisch schreien, weinen und zusammenbrechen." Quasi eine Traumrolle.

Wie es scheint, haben Regie und Drehbuch selbst bemerkt, daß ihr Standard-Budenzauber eher für hemmungsloses Gähnen als Gänsehaut sorgt, woran auch eine zugegebenermaßen grandios inszenierte Massensuizid-Sequenz nichts ändert. Deshalb werden zur Schadensbegrenzung ständig neue Nebenhandlungen eingeflochten, die allerdings angesichts ihrer Konfusion zusätzlich ermüden. Den absoluten Gipfel stellt schließlich ein unglaublich zäh ausgedehntes und das Publikum geistig entmündigendes Finale dar. Wenn man im Glauben, alles wäre zu Ende, gerade aufatmet, folgt nämlich eine spontan angepappte Pointe. Dann noch eine, diesmal mit Erklärung. Und so weiter, bis zur gefühlten Unendlichkeit. Danke, wir hatten schon lange vorher verstanden!

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...