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The Host

Ein Kultfilm ward geboren – oder?

Die PR-Maschinerie feuert aus allen Rohren: Im Herkunftsland Südkorea haben bereits 13 Millionen Menschen THE HOST gesehen, auch US-Kritiker schwelgen unisono in Lobeshymnen. Wer da nicht in Ehrfurcht erstarrt ... hatte selbst schon das Vergnügen.

Beginnen wir mit der Handlung. Wieder mal schert sich ein befehlsbefugter Betonschädel nicht um unsere Umwelt, weshalb toxische Chemikalien im Fluß landen. Dies läßt die lokale Fauna zwar generell reichlich kalt, aber immerhin eine Amphibie ergreift ihre Jahrhundertchance und mutiert. Jahre später ist aus dem winzigen Schuppentier ein gigantisches Monstrum erwachsen, das natürlich nichts lieber frißt als Menschen. Unter den Opfern befindet sich Hyun-seo, Tochter des Vollversagers Gang-du. Nach angemessener Trauerzeit klingelt jedoch sein Handy, am anderen Ende spricht Hyun-seo, nicht tot, sondern nur in die Vorratshöhle verschleppt! Ihre Familie schreitet gemeinschaftlich zur Rettung ...

Es folgt die Analyse. Man müßte taub und blind sein, um nicht zu erkennen, was THE HOST alles sein möchte. Für den Horrorfilm sprechen etwas Blut und eine aufgesetzt wirkende Ekelsequenz, circa drei Slapstick-Szenen – oder das, was man in Südkorea dafür hält – repräsentieren die Komödie. Ein Giftgasangriff sowie einige überdeutliche Anspielungen weisen auf Politsatire hin, fröhliche Humptata-Rummelmusik an entsprechenden Stellen untermalt den Actionkracher, und triefige Charaktermomente machen klar: Drama voraus! Abgerundet wird die Genrevielfalt von einer albernen CGI-Bestie, welche sich gern unter Einsatz ihres Schwanzes an Stahlträgern entlanghangelt. Holla! Wie der Leser aber bereits bemerkt hat, verderben hier zu viele nur höchst halbherzig gemischte Zutaten den Brei.

Wir kommen zum Fazit. THE HOST ist für Trash-Fans die Offenbarung schlechthin: ein unterhaltsames, wenngleich unnötig auf Überlänge gedehntes Monster Movie, welches sein offensichtliches Versprechen, alles anders zu machen, in den seltensten Momenten einlöst. Tja. Nun steht also die spannende Frage im Raum, wer irrt – Millionen Südkoreaner oder ein einzelner Rezensent? Wie immer gibt das Filmtheater des Vertrauens Antwort.

Originaltitel: GWOEMUL

Südkorea 2006, 119 min
Verleih: MFA

Genre: Horror, Fantasy

Darsteller: Song Kang-ho, Byeon Hie-bong, Park Hae-il, Bae Du-na, Ko Ah-sung

Regie: Bong Joon-ho

Kinostart: 29.03.07

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...