Originaltitel: THE MONKEY

USA 2025, 97 min
Verleih: Plaion

Genre: Horror, Komödie, Literaturverfilmung

Darsteller: Theo James, Elijah Wood, Colin O’Brien, Tatiana Maslany, Osgood Perkins

Regie: Osgood Perkins

Kinostart: 20.02.25

The Monkey

Ein Affe im Blutrausch setzt den King schachmatt

Adaptiert LONGLEGS-Regisseur Osgood Perkins was von Stephen King, platzt begeisterungsfähigen Blutjüngern spontan ein Äderchen im freudentränennassen Auge. Hingegen urteilen königshörige Metzgervasallen vollautomatisch (und ohne überflüssige Filmsichtung): „Das Buch ist besser!“ Kann hier kaum sein, Kenner der phlegmatischen, leidenschaftslosen, prätentiösen Vorlage wissen’s. Perkins gehört offenbar dazu, behält zwar die dürre Basis bei – beginnt ein erklärungsfrei niederträchtiger Spielzeugaffe zu musizieren, rafft es irgendwen verdammt fies dahin – und verneigt sich etwa mittels Namensgebung einer Babysitterin vorm Kultautor. Das erledigt, jagt er Kings Zeilen allerdings komplett durch den Fleischwolf. Und serviert das Ergebnis als Drei-Sterne-Gekrösematsch.

Wenige Minuten liegt der Vorspann zurück, da werden Innereien ans Schummerlicht gezerrt, der schwarzhumorige Comic-Anstrich läuft sich warm, kommende Ableben schauten dem abgedrehten FINAL DESTINATION-Unfallmarathon genau zu, treffen jedoch direkter. Gelegentlich gar (unglaublich eigentlich!) noch absurder: Was muß man wohl zwecks Ideengebung rauchen, um einen campenden Mann zu aus dem Schlafsack tropfenden Haschee zu verwursten – auf solche Art?! Da fallen wegen recht simpler CGI-Effekte formschön explodierende Körper fast unter „natürliche Tode“, deren Anzahl sich zudem erstaunlich limitierungsfern zeigt. Manches Ensemblemitglied taucht nur auf, um gleich wieder (wahn-)witzig abzutreten, derweil der normalerweise gesittet ruhige Kinosaal zu Hexenmeister Perkins’ blubberndem Kessel ausgelassen kochender Finsterlaune gerät.

Nach den künstlerisch kostbare Ruhe zum horriblen Gänsehauterlebnis stilisieren wollenden, darin maximal semi-erfolgreichen I AM THE PRETTY THING THAT LIVES IN THE HOUSE und GRETEL & HÄNSEL sowie seinem bereits ironische Begabung andeutenden Nicolas-Cage-Serienkillerclou fand Perkins zum bitterbösen Karnevalsbudenzauber und bestenfalls eine feste zukünftige Heimstatt. Aber einzig Blutrunst macht keine memorable Erfahrung, weshalb er King erneut übertrumpft, diesmal im Anlegen emotionaler Subtexte: Wer weiß schon, welche Bleibefolgen Frau Mama anrichtet, wenn sie, alleinerziehend und auf sämtlichen Ebenen desillusioniert, ihren beiden kleinen Söhnen eintrichtert, daß jeder stirbt? Konkret die Jungs selbst. Eltern, Freunde, Haustiere. Friedlich oder fürchterlich. Wie so oft wohnt der wahre zersetzende Horror hinter gefälligen Fassaden, kreucht die Mauern seelenverkrümmender Schulgebäude empor, mästet sich an geschwisterlicher Rivalität.

Zeitweilig weicht Perkins’ hoher Unterhaltungsanspruch dramatischer Rückkehr zum Wurzelwerk; unverändert verspritzte Gehirnmasse, psychedelisches Alptraumfarbenrauschen und denkwürdige Schlußszene – King hat, wen wundert’s, abermals das Nachsehen – inklusive. Lediglich die Figurenzeichnung scheint ihm zwischen Bruderdynamik und Traumaschäden zielbeschränkt zu entgleiten. Oder nicht? Vielleicht interpretiert er ja auch das Ende von Mascha Kalékos „Memento“ auf eigentümliche und -willige Genre-Fasson: „Den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der anderen muß man leben.“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

The Monkey ab heute im Kino in Leipzig

  • Mi 19.02.2025

    Cineplex: Shockbuster Preview 20:30
    Cinestar: CineScream Preview 20:15

    Alle Angaben ohne Gewähr!