Originaltitel: THE PALACE

I/CH/F/Polen 2023, 102 min
FSK 12
Verleih: Weltkino

Genre: Komödie

Darsteller: Oliver Masucci, John Cleese, Fanny Ardant, Milan Peschel

Regie: Roman Polanski

Kinostart: 18.01.24

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The Palace

Ein Rätsel oder: Vom Abstieg in edler Absteige

Als Roman Polanskis THE PALACE im September während der Filmfestspiele in Venedig uraufgeführt wurde, war sich die internationale Fachkompetenz schnell einig: ein Debakel, der künstlerische Tiefpunkt des Regisseurs, mithin eine Altherrenphantasie, peinlich und plump in Szene gesetzt. Und ja: Man wollte allein ob dieser chorischen Einhelligkeit seitens der Kritik nur allzu gern die Gegenstimme erheben. Natürlich wegen Polanski, der, schwächere Werke eingerechnet, ohne Frage ein großer Regisseur ist. Und auch aus Prinzip oder etwas Trotz: Denn wenn alle sich so derart einig sind im Urteil, kann dieses Urteil doch einfach nicht stimmen.

Stimmt aber leider doch, wie sich dann bei der Sichtung von THE PALACE herausstellt. In Polanskis Film verlustiert sich am Vorabend zum Jahr 2000 eine High-Society-Mischpoke übelster Strickart im titelgebenden Schweizer Luxushotel. Der polternde und pöbelnde Starinvestor ist ebenso zu Gast wie der berühmte Schönheitschirurg für all die reichen Schranzen, die den Botox-Maestro selbstredend auch im „Palace“ umgehend heimsuchen. Ebenfalls anwesend ist ein ob hohen Alters schon scheintoter und – da verrät man nicht zu viel – bald gänzlich ins Jenseits hinüberwechselnder Multimillionär, der es mit seiner neuesten Ehefrau (das süße Pummelchen ist zarte 22 Jahre jung) noch mal so richtig krachen lassen will zu dieser großen Millenniums-Silvester-Sause. Umflattert und umhegt wird die internationale Gemeinschaft degenerierter Millionäre (deren Aufzählung sich noch eine Weile fortsetzen ließe) von Zimmermädchen, Kellnern, Köchen, kurz: von einer quirligen Heerschar Personal, dem der in Tonfall und Habitus durchaus Heerführer zu nennende Hotelmanager Hansueli vorsteht.

Dieser Hansueli nun ist das Zentrum dieses Films, der eigentlich kein Zentrum hat. Denn THE PALACE läuft auf nichts hinaus, will nichts erzählen und nichts zeigen als eine possenhafte und oft erstaunlich schlecht montierte Abfolge mal schlaffer, mal poltriger und fast bemitleidenswert vergeblich um Provokation bemühter Pointen. Man darf, schaut man alldem zu, getrost mal spekulieren, daß Polanski mit THE PALACE eine Gesellschaftssatire im Stile von TRIANGLE OF SADNESS vorschwebte. Und man darf sich zugleich fragen, wieso das Ganze dann so derart versemmelt wurde. Es bleibt ein Rätsel.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.