D 2012, 93 min
FSK 0
Verleih: StudioCanal

Genre: Komödie

Darsteller: Sebastian Bezzel, Sarah Horváth, Heiner Lauterbach, Adam Boudoukos, Monika Gruber

Regie: Ingo Rasper

Kinostart: 13.09.12

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Vatertage

Rikscha ratlos

Völlig grundlos sieht der Rest der Republik mit Entsetzen und Häme nach Bayern, wo seit Jahren der Heimatfilm 2.0 in voller Blüte steht. Es scheint größtenteils neidmotiviert zu sein. Regional angesiedeltes Kino (!) mit überregionaler Wirkung schafft kein anderes Bundesland mit derartiger Präsenz. Gut, das Geld ist nicht gerade knapp im weißblauen Freistaat, doch daß es in der Post-Vilsmaier-Generation derart munter zugehen würde, war nicht sicher. Ein Regisseur wie Marcus H. Rosenmüller mit mindestens einem Film pro Jahr – und seit WER FRÜHER STIRBT, IST LÄNGER TOT in beeindruckender Qualität – ist staatlich anerkannt. Komödien wie EINE GANZ HEISSE NUMMER ziehen Hunderttausende an. Da wundert es kaum, dass jetzt VATERTAGE sehr selbstbewußt in den Startlöchern steht. Und selbst wenn man unbedingt meckern will: Grundsympathisch ist er, gar nicht so plärrig wie vermutet und nicht ungeschickt im Spiel mit Komödienklischees.

Es geht „nei“ ins bajuwarische Herz. Basti hat ein Rikscha-Unternehmen in München, was bestens zu seinem betont lässigen Lebensstil paßt. Bloß nicht festlegen, bloß nicht binden, immer unterwegs zwischen Hofbräuhaus und Isar-Nackedeis. Nebenbei bläst er Blech in der Brassband Wadlbeißer (die sich als Moop Mama entpuppt und den Soundtrack einspielte). Schönes Leben für einen 36jährigen. Bis aus Bitterfeld (!) drei Störfaktoren einreisen – zwei junge Mädchen mit Baby. Wir ahnen es, das hat mit Basti zu tun. Und wie der SAT.1-reife Untertitel „Opa über Nacht“ petzt, wird Basti Vater und Opa in rasanter Kombination. Dina mit Kleinstkind und Freundin Natalie holen einen One-Night-Stand nach 18 Jahren in Bastis Erinnerung, 15000 Euro soll der kurze Spaß kosten. Sagt eine Telefonstimme, die angeblich Dinas Mutter gehört. Aber wie war das doch gleich? Ist Basti nicht eigentlich unfruchtbar?

VATERTAGE ist auch durch Gastauftritte von Heiner Lauterbach und Adam Boudoukos als Homo-Pärchen in Phasen amüsant, wenngleich seine Trauben eher griffbereit hängen. Die Durchsichtigkeit versucht Regisseur Ingo Rasper mit Charme auszubügeln, auf seine Schauspieler und vor allem -innen kann er dabei zählen. Vielleicht erwischt man als Zuschauer eine 20.15-Uhr-Vorstellung. Dann ist das Fernsehen wirklich im Kino angekommen.

[ Andreas Körner ]