Originaltitel: VICTORIA

Belgien 2020, 71 min
Verleih: Arsenal Institut

Genre: Dokumentation

Regie: Sofie Benoot, Liesbeth De Ceulaer, Isabelle Tollenaere

Kinostart: 02.09.21

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Victoria (2021)

Ganz schön Gucci

Der Blick auf Details und die Schönheit des Moments schärfen sich in einem Raum, in dem ansonsten Kargheit überwiegt. Lashay T. Warren hält mit seinem Handy fest, wie Grasbälle durch große Leere wirbeln, eine Wasserfontäne in den Himmel steigt, den bedächtigen Gang einer Schildkröte.

Das belgische Regietrio Sofie Benoot, Liesbeth De Ceulaer und Isabelle Tollenaere läßt den 25jährigen seine Gedanken in einem Tagebuch festhalten. Er schreibt nieder, wie es sich anfühlt, mit seiner Familie in California City gestrandet zu sein, daß er hier ist, um seinen Schulabschluß nachzuholen, seinen vier Kindern eine Zukunft zu geben, „To Make Sure, That Everything Is Gucci.“ Seine Vergangenheit als schwarzer junger Mann in Compton, L.A. war taff, aber auch dieser Ort hier hat keinerlei Glamour zu bieten. Er gleicht einer Geisterstadt. Einst als Vision einer zukünftigen Metropole geplant, zeichnen sich die versandeten Straßen wie ein vertrocknetes Skelett in die Mojave-Wüste. Diesen Fußabdruck einer gescheiterten Zivilisation zu erhalten, ist Lashays Job. Er patrouilliert mit Kollegen und stellt sicher, daß das Straßennetz nicht zuwuchert. Gemeinsam mit ihrem charismatischen Protagonisten entwickeln die Regisseurinnen einen Blick für das mystische Potential der Landschaft und verknüpfen diese Synapsen mit dem Wirrwarr von L.A.

Per Google Maps durchstreift Lashay seine alte Heimat. Wie lange kann er die Verbindung noch halten? In der Schule lernt er über die Geschichte der kalifornischen Pioniere. Tatsächlich ist er einer von ihnen. Er findet neue Wege und macht die Geister der Wüste zu seinen Freunden, erfindet sich neu, an dem Ort seiner Seele. Und dieser Raum ist voller Phantasie und ganz schön Gucci.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...