Noch keine Bewertung

Vollidiot

Der Pocher macht den Single

Was hat er nicht schon alles angestellt, dieser Oliver Pocher. Er ließ sich fürs Fernsehen vermieten, moderierte Shows, sang für die Fußball-WM und zierte die Werbung eines bekannten Elektronikmarktes. Die große Leinwand hat bisher gefehlt, und auch hier schlägt er sich mehr als ordentlich, in der Rolle des Simon Peters. Mehr noch, ohne ihn würde VOLLIDIOT nicht annähernd soviel Spaß machen. Wer sonst könnte mit dieser herrlichen Mischung aus Dreistigkeit und glucksender Schadenfreude eine Stewardeß fragen, wieviel Bonusmeilen es denn gibt, wenn man das Bordpersonal vögelt É

Alles heiße Luft, Simon Peters ist Single und das nicht freiwillig. Die Jagd aufs andere Geschlecht stellt den großmäuligen, sexistischen Telefonverkäufer vor ungeahnte Schwierigkeiten. Selbst der Urlaub im kanarischen Single-Club birgt keine nennenswerten zwischenmenschlichen Aktivitäten. Dafür häufen sich die Begegnungen mit seiner Chefin, von allen nur "Eule" genannt. Peters hat einem achtjährigen Mädchen einen Handyvertrag aufgeschwatzt. Sehr schlecht fürs Image, kein Problem für ihn. Ein nächtlicher Einbruch soll den Fauxpas bereinigen. Die absurde Aktion mündet in einer Erleuchtung für sein Liebesleben. Durch das Fenster eines Cafés erblickt er Marcia P. Garcia und erliegt ihrem sensationellen Lächeln. Sie ist die Frau seiner Träume, die Mutter seiner Kinder. Jetzt muß er sie nur noch ansprechen.

So ein Filmdreh hat auch seine Nachteile, läßt Oliver Pocher verlauten, durchschnittliches Essen und einen ungeregelten Lebensrhythmus zum Beispiel. Beides hat ihn nicht abgehalten, sich mit vollem Einsatz auf diesen krassen Chaoten Simon Peters zu stürzen. Er tanzt, witzelt, spricht in die Kamera und läßt derbe Kommentare ab. Seine Präsenz, gepaart mit dem Wortwitz der Romanvorlage und einer temporeichen Inszenierung, lenkt recht gut davon ab, daß die Geschichte vom verzweifelten Single zwischen Yuppie-Wohnung, Kuppeleien der hauseigenen Putzfrau (!), Bordellbesuchen und mißlungenen Dates vielleicht doch ein wenig bieder ist.

Zum Kringeln ist natürlich Anke Engelke. Sie verleiht Simons Chefin "Eule" eine schizophrene Mischung aus Despotentum und Mütterlichkeit. Man möchte sie doch häufiger im Kino erleben. Oliver Pocher übrigens auch. Vielleicht ist er ja mit gesitteteren Arbeitszeiten und gutem Essen zu locken.

D 2007, 102 min
Verleih: Senator

Genre: Komödie, Literaturverfilmung

Darsteller: Oliver Pocher, Oliver Fleischer, Tanja Wenzel, Anke Engelke

Regie: Tobi Baumann

Kinostart: 12.04.07

[ Roman Klink ]