D 2018, 123 min
FSK 6
Verleih: Alamode

Genre: Drama

Darsteller: Johannes Zeiler, Peter Jordan, Florian Brückner, Anna Maria Sturm, Fabian Hinrichs

Regie: Oliver Haffner

Kinostart: 20.09.18

1 Bewertung

Wackersdorf

Kampf gegen die WAA

Hinter den harmlosen drei Buchstaben verbirgt sich die Abkürzung für Wiederaufbereitungsanlage – für atomare Brennstäbe wohlgemerkt. Die kleine Gemeinde Wackersdorf am östlichen Rand von Bayern war Anfang der 80er Jahre als Standort ausgewählt worden. Die Bevölkerung der strukturschwachen Gegend sei „industriegewohnt“ und würde die künftigen Arbeitsplätze dankbar annehmen, meinten die Politiker in München. Nicht gerechnet hatten sie mit dem Widerstand der Bevölkerung, welcher das Bauprojekt über Jahre begleitete. Tschernobyl entlarvte schließlich die „ungefährliche Atomtechnik“ als Augenwäscherei. 1989 wurde das Aus der Anlage verkündet, stattdessen einigten sich die deutschen Energiekonzerne mit den Franzosen auf eine gemeinsame WAA in La Hague. Für die Anti-Atomkraftbewegung war Wackersdorf damit eine ihrer größten Erfolgsgeschichten. 

Regisseur Oliver Haffner verpackt in WACKERSDORF die damaligen Ereignisse in einen durchweg unterhaltsamen Spielfilm. Erzählt wird aus der Perspektive des SPD-Landrates Hans Schuierer, der zu einer Leitfigur des Widerstandes wurde. Anfangs noch über die WAA-Pläne erfreut, läßt ihn der rechtsbeugende Umgang der Staatsregierung mit Kritikern des Projektes bald seine Überzeugung hinterfragen. 

Die Anfangsphase der Geschichte beleuchtet der Film sehr differenziert, und darin liegt seine Stärke. Das Herablassende der Münchner Regierung gegenüber den Provinzlern, der schleimige Industrievertreter, der Schuierer um den Bart geht, die divergierenden Interessen der örtlichen Politiker und ihrer Beamten werden offenbar. Am Ende werden selbst solche weitreichenden Entscheidungen immer von einzelnen Menschen angestoßen. 

Und noch etwas wird deutlich: Damals dauerte es viel länger, an Informationen zu kommen und daraus eine Haltung zu entwickeln. Schuierer konnte die Pro- und Kontra-Argumente nicht einfach googeln, er mußte in die Bibliothek gehen, um die benötigten Bücher zu bekommen. Das ist heute kaum vorstellbar, war aber nicht unbedingt von Nachteil. Nach einer starken ersten Hälfte gerät der im Ober-pfälzer Dialekt gedrehte Film mehr und mehr zur Heldensaga vom integren Widerständler gegen die böse Staatsgewalt. Die Inszenierung folgt dann vielleicht zu brav gängigen Strickmustern, die Lehrplankompabilität ist von Beginn an eingepreist.

Dennoch: WACKERSDORF bleibt ein solides Geschichtsstück über ein prägendes Ereignis der westdeutschen Umweltbewegung.

[ Dörthe Gromes ]