Originaltitel: SIN SEÑAS PARTICULARES

Mexiko/Spanien 2020, 99 min
FSK 16
Verleih: MFA

Genre: Drama

Darsteller: Mercedes Hernández, David Illescas, Juan Jesús Varela

Regie: Fernanda Valadez

Kinostart: 10.02.22

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Was geschah mit Bus 670?

Vom Verschwinden

Er hatte doch ein Leben hier, sagt sein Vater, aber weg wollte Rigo trotzdem. Zusammen mit seinem Freund Jésus verläßt er – mit Zustimmung der Eltern, was noch wichtig werden soll – ihr mexikanisches Heimatdorf. Ziel sind freilich die USA. Auf dem Weg dorthin müssen die Jugendlichen durch die sogenannte Todeszone im Norden ihres Landes. Doch Bus 670 erreicht nie sein Ziel. Mit ihm verschwanden auch Rigo und Jésus. Daß Rigo „amtlich“ nicht mehr lebt, ist für Vater und Mutter auf zynische Weise tröstlich. Für Jésus’ Mutter Magdalena aber beginnt eine schmerzvolle Odyssee.

WAS GESCHAH MIT BUS 670? ist ein packendes Werk mitten aus einem filmisch erstarkten Mexiko, ein Drama und Thriller, ein Roadmovie mit bestechenden Bildern, das finsterste Alltagsrealitäten zu einem freien Kunstwerk verdichtet. Wer beispielsweise die Leinwandsprache von Chloé Zhao liebt und auch, wie sie mit professionellen und Laiendarstellern arbeitet, wird sich im Debüt von Fernanda Valadez wiederfinden.

Magdalena will sich nicht mit der Absage der Polizei zufriedengeben. Sie kratzt ihr letztes Erspartes zusammen und macht sich auf den Weg, Kompaß ist allein ihr Instinkt als Mutter. Jésus muß irgendwo da draußen sein, tot oder lebendig. Magdalena wird menschenleere Orte erleben, Angst in Worten hören und das Plastikschwarz der Leichensäcke sehen, wird etwas von flachen Gräbern und Beanspruchung von Toten erfahren, eine Tasche erkennen, ihr werden menschliche Solidarität begegnen und eine finale Wahrheit im Dunkeln, die die eher sanft erzählte Wucht dieses Films ins Extreme forciert.

[ Andreas Körner ]