Originaltitel: GHOST TOWN

USA 2008, 102 min
FSK 6
Verleih: Kinowelt

Genre: Komödie, Romantik

Darsteller: Ricky Gervais, Téa Leoni, Greg Kinnear

Regie: David Koepp

Kinostart: 29.01.09

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Wen die Geister lieben

Komödie um die Heilung eines Misanthropen

David Koepp, vor allem als Drehbuchautor gefeiert und wie hier zuweilen Regie führend, hat sich mit Ricky Gervais (THE OFFICE) einen Komiker mit Kultstatus ins Boot geholt. Mit seinem Film legt er eine Komödie vor, die sich – man will ja nicht glauben, daß dies zusammen geht – um einen misanthropischen Zahnarzt dreht.

Dr. Bertram Pincus erträgt die Anwesenheit seiner Patienten am ehesten, wenn Bohrer oder Abdruckmasse sie zum Schweigen bringen. Und wenn der Dienst versehen ist, flüchtet er, dem die Panik vor jedem sozialen Kontakt ins Blut übergegangen ist, schnurstracks in sein Junggesellen-Apartment. Mit dieser Zwangsneurose läßt sich ganz gut leben bis zu dem Tag, als Pincus – mal selbst Patient – im Verlauf eines an sich harmlosen Eingriffs plötzlich stirbt und erst nach sieben Minuten wiederbelebt werden kann. Die Folge ist ein Desaster, denn nun sieht Pincus all die unerlösten Geister, die in NYC ihr Unwesen treiben. Ihrerseits auf der Suche nach einem Lebenden, der den endgültigen Abschied aus der Zwischenwelt befördern kann, werden die Ruhelosen schnell auf Pincus aufmerksam und verfolgen diesen mit ihren Anliegen. Als besonders hartnäckig erweist sich Frank, der verhindern will, daß seine bezaubernde Witwe einen von ihm nicht tolerierten Kandidaten heiratet. Gegen das Versprechen, ihm die restliche Geisterriege vom Leib zu halten, begibt sich Pincus in das Abenteuer, die schöne Gwen von ihrem Ansinnen abzuhalten. Und als ob dies nicht aufregend genug wäre, verändert sich für den Menschenfeind auch die reale Welt, denn sein Zielobjekt weckt mehr als Sympathie in ihm.

Komödienfreunde sollten sich vor allem im ersten Teil des Films gut aufgehoben fühlen, denn hier darf Gervais, in seiner ersten Kinohauptrolle ganz das Ekel, in schönem Tempo mit Zynismus und Sarkasmus hantieren, dem zuzusehen Vergnügen bereitet. Das später folgende Umschwenken des Charakters auf einen die Witwe hofierenden Deppen kommt allerdings etwas gewollt daher und markiert einen Stilwechsel von der bissigen zur romantischen Komödie. Mit diesem, das können auch die starken Nebendarsteller nicht ausgleichen, kommt zunehmend Langeweile auf. Allzu schnell und geradlinig entwickelt sich die Romanze zwischen Pincus und Gwen, Oberflächenwitz mit fadem Nachgeschmack schleicht sich ein, und allzu offensichtlich erscheint die Auflösung.

Zum Ende hin aber gibt’s immerhin noch einen unvorhersehbaren Twist, und der im Ganzen leichtbeschwingte Weg zur Katharsis der Hauptfigur bleibt somit nicht gänzlich überraschungsfrei.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.