Originaltitel: ET MAINTENANT ON VA OÙ?

F 2011, 110 min
FSK 12
Verleih: Tobis

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Nadine Labaki, Claude Baz Moussawbaa, Layla Hakimi

Regie: Nadine Labaki

Kinostart: 22.03.12

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Wer weiß, wohin?

Zoff im Tal der Ahnungslosen

Dieses kleine libanesische Dorf ist, inmitten einer Wüste politisch-religiöser Gewalt, eine malerische Oase des Friedens zwischen Christen und Moslems. Wie das, mag man fragen. Nun, zum einen just wegen jener Minenfelder, die die Ortschaft gefährlich umlagern und für Fremde entsprechend schwer zugänglich machen. Und zum anderen, weil es dank Funkloch weitgehend unmöglich ist, hier Radio oder Fernsehen zu empfangen. Was diese Gemeinde insgesamt zum gesegneten Tal der Ahnungslosen macht.

Denn selig sind die Unwissenden. Und mild wie das Licht in diesem Film leuchtet auch diese erste seiner Botschaften. Dabei ist Nadine Labakis WER WEISS, WOHIN? eine Komödie vor bitterem Hintergrund – und mit bitteren Wendungen auch. Denn böser Ungeist zieht bald ins friedliche Dorf. Schuld sind das Fernsehen und die Männer. Erst findet sich in einer staubigen Ecke ein altersschwaches TV-Gerät, dann die Idee zum dorfgemeinschaftlichen Fernsehabend. Doch neben Spielshow und Liebesschnulze flimmern dort blöderweise auch Nachrichten und künden von den Konflikten im Land. Ganz kurz nur – doch das Gift der Zwietracht beginnt zu gären und ist ansteckend wie ein Virus. Ziegen in der Moschee, Blut im Taufbecken, Pöbeleien und Handgreiflichkeiten. Es sind die Männer, die plötzlich wie verwandelt sind. Besessen vom Dämon des Fanatismus’, des Vorurteils, der Gewalt. Und es ist an den Frauen, diesen Dämon wieder zu vertreiben.

Womit sich das Verkündigungsleuchten seliger Einfalt noch verstärkt. Mit einem folkloristisch angehauchten Glockenton-Singsang auf die Kraft und Klugheit der Frauen nämlich. Und mit einer Geschichte, in der auch ukrainische Stripperinnen und Marihuana als friedensstiftende Maßnahmen zum Einsatz kommen. Ein wenig vom entspannenden Rauschmittel mag man allerdings bald selbst gern inhalieren, ob all dieser lustigen Weiber aus dem Dattelhain, dieser schnatternden, zappelnden, leidenschaftlichen und gewieft intrigierenden christlich-muslimischen Friedenskämpferinnen. Die entflattern dabei in all ihrer Emphase gern mal der Regie, welche sie dann mal besser, mal schlechter einfängt und wieder zurückbringt auf den Weg der zu erzählenden Geschichte.

Die kündet, volksnah und sanft feministisch, vor allem auch von der Utopie, daß die Welt eine menschlichere wäre, würden Frauen sie regieren.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.