Originaltitel: WINCHESTER

USA/Australien 2018, 93 min
FSK 16
Verleih: Splendid

Genre: Horror

Darsteller: Helen Mirren, Jason Clarke, Sarah Snook, Eamon Farren, Angus Sampson

Regie: The Spierig Brothers

Kinostart: 15.03.18

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Winchester

Im Haus des akustischen Schreckens

Klar, wir sind alle ein bißchen bekloppt, aber Sarah Winchester hatte trotzdem echt gute Chancen, da einen Spitzenplatz zu erringen: Sie kaufte ein Farmhaus und ließ quasi bis zu ihrem Tod dran bauen. Pausenlos, selbst nachts und feiertags. Was ein sich durch Abrisse und Hinzufügungen ständig veränderndes Monstrum schuf – sieben Etagen, ungezählte Räume, Wände hinter Türen, eine allerorts ausgelebte obsessive Faszination für die Zahl 13 oder eine Treppe, welche 18 Stufen brauchte (7 runter, 11 wieder hoch), um 90 Zentimeter Höhenunterschied zu überwinden ... Sinn des Ganzen: Geister bannen.

Wie das konkret funktionieren sollte, erzählen uns jetzt die JIGSAW-Macher, und ja: Wie die SAW-Wiederbelebung bleibt ebenso dieses Schauerstück verzichtbare Massenware, eine mißlungene Effektivierung der faszinierenden wahren Geschichte. Selbige läßt nach üblichem Prolog, in dem „seine“ tödliche Ankunft orakelt wird, den traumatisierten, darob medikamentenabhängigen Dr. Price anreisen, um den Geisteszustand der Winchester-Witwe zu beurteilen. Ziel ist die Erstellung eines „richtigen“ Gutachtens, die Dame muß auf Wunsch des Vorstands also weg. Doch wie dem Doc bald dämmert, weiß sich das alte Mädel zwangsweise zu wehren, sowohl gegen weltliche als auch übernatürliche Bedrohungen ...

Problem: Letztere müssen visuelle Gestalt annehmen (massig Effekt-Knallerei) sowie von den gewohnten brüllenden Soundeffekten begleitet werden – eine Kombination, deren Erfolg schon immer irgendwo zwischen kaum und gar nicht vorhanden in gähnender Langeweile versumpfte. Hier nun umso bedauerlicher, weil die Prämisse bei Verzicht auf derlei Mätzchen grundsätzlich ein spannendes Drama voller Abgründe hätte hergeben können, mittels gleich mehrerer zwischenmenschlicher Tragödien profund gestützten psychologischen Horror. Entsprechende Ansätze bieten die vereinzelt hinterhältig durchs labyrinthartige Gemäuer schleichende Kamera und von Leid kündende Musik, agieren allerdings viel zu zögerlich, um am nervigen Gebrüll zu rütteln.

So markiert Helen Mirren das erwartete, letztlich indes tatsächlich einzige wirkliche Highlight. Nicht nur, daß sie jenen ungewohnten Genre-Ausflug geradezu unverschämt souverän meistert, sie weiß sogar im Zustand bösartiger paranormaler Besessenheit einige Grandezza zu ver- und das Getöse mit hochgezogener Augenbraue zu überstrahlen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...