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Yi Yi

Ein Fresko voller Leidenschaft

Schöner, braver Durchschnitt. Mittelstand, scheinbar ohne Ecken und Kanten. Nur scheinbar. Der Chef einer Computerfirma NJ Jian lebt mit seiner Frau Min-Min und den beiden halbwüchsigen Kindern Yang-Yang und Ting-Ting im modernen Taipeh. Alles läuft bestens, bis Mins Bruder seine Hochzeit verkündet. Am Tag der Vermählung beginnt das bisher robuste Geflecht Familie zu bröckeln. Modrige Moralansichten werden laut, als die sichtlich schwangere Braut erscheint, es wird zu viel getrunken und Mins Mutter fällt ins Koma. Keiner weiß, ob sie wieder erwachen wird. Nicht nur, daß NJs Firma zu kränkeln beginnt, zu allem Streß trifft er auch noch auf seine Jugendfreundin, die er nie aufgehört hat, zu lieben...

Das Beobachten, die sanfte Annäherung und das wohltuend gemächliche Erzähltempo erinnern - wenn auch nicht in solcher Drastik - an Ang Lees hypnotischen Film DER EISSTURM. Auch Edward Yang hinterfragt das komplexe und doch so empfindliche Gefüge Familie. Trotz allem ernüchternden Realismus, der sich anders als bei Lee nicht ganz so frostig darstellt, findet Yang durchaus zu optimistischen Strichen in seinem Fresko voller Leidenschaft, Tiefe und Leichtigkeit. Das muß man im Kino einfach genießen.

Originaltitel: YI YI

Taiwan/J 2000, 173 min
Verleih: Pegasos

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Wu Nianzhen, Elaine Jin, Kelly Lee, Jonathan Chang

Regie: Edward Yang

Kinostart: 13.09.01

[ David Waschek ]