Bild: HAPPY TOGETHER

Queere Filmtage

08.01.–18.01.2023

Kinobar Prager Frühling

Normal eben

Ein Blick auf die Queeren Filmtage

LGBTQIA+ ... Versprochen, nur ein einziges Mal wird dieses schreckliche Kürzelmonster im PLAYER erscheinen, dann nie wieder. Es ist vermutlich verbindend gedacht, ist aber aus meiner Sicht als schwuler Mann gesellschaftlich eher trennend, gewollt irritierend auch, aber nicht in einem der Sache zuträglichen Sinne. Eine Buchstabenfolge, die alle sexuellen Identitäten jenseits des Normativen bündeln will und doch nur einen sperrigen Exotismus gebiert, der eher ermüdetes Kopfschütteln als Toleranz aus einer größtmöglichen Normalität heraus auslöst.

Auch bei Heterosexuellen gibt es unfaßbar viele Spielarten, Identitäten, Selbstreflexionen, Bestimmungen, Sehnsüchte; ein derart abtörnendes Erklärbär-Kürzel braucht es da aber auch nicht, die queere Community könnte stolzer und wenig erbsenzählerischer sein. Keine Frage, in einer offenen Gesellschaft soll jeder gesehen werden, das erreicht man aber nicht mit Überreizung und identitärem Aktionismus. Toleranz gegenüber Andersartigen stellt sich nicht mit Katalogisierungsmanie ein.

Ich glaube sogar eher an einen gegenteiligen Effekt, der sich leider auch durch die mediale Mitmachhysterie eingestellt hat. Gedacht sei auszugsweise an alberne Berichte über geschlechtsneutrale Uni-Klos, regenbogenfarbige Fußballstadien oder auch generell das Pinkwashing von Unternehmen, die mit queerem Leben an sich nichts Besonderes am Hut haben, und die eigentlich doch nur der schnöde Mammon antreibt. Es herrscht ein Zuviel an ausgestellter Aufmerksamkeit, worunter dann im Effekt tatsächlich sehr viele schwule, lesbische, bisexuelle und Trans-Menschen leiden müssen, weil andersartig in so überzogener Raumforderung fremdartig wird und gewalttätige Übergriffe zunehmen. Da waren wir vor 20 Jahren schon mal weiter.

Und genau deswegen ist es gut und richtig, daß die Kinobar ihre Queeren Filmtage auch in 2023 über die Leinwand flimmern läßt, weil gezeigte Normalität in all ihren herrlichen Auswüchsen das einzig Richtige sein kann, um als Normalität wahrgenommen zu werden. Ohne Diktat, ohne Opfergeste, ohne Bonusgeheische – einfach einen Blick auf gelebte Vielfalt werfen. Mit Filmen, die mal gelungen sind oder an der künstlerischen Katastrophe vorbeischrammen – normal eben. Mit anrührenden oder auch mal vor den Kopf stoßenden Geschichten – normal eben. Mit ruhigen und auch mal knalligeren Charakteren – normal eben.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.