Originaltitel: PJ HARVEY – A DOG CALLED MONEY

Irland/GB 2019, 94 min
FSK 6
Verleih: Salzgeber

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Seamus Murphy

Kinostart: 14.11.19

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PJ Harvey – A Dog Called Money

Selbstbehauptung und Schöpfungsprozeß

Am Anfang das Reisen. Das Sehen und Hören. Das Sammeln und Notieren von Eindrücken, Szenen, Gedanken, Assoziationen. Auf das späterhin daraus Kunst werde. Ein Musikalbum und eine Installation. Und ein Film, der wiederum all das vereint. Als Beobachtung, als Protokoll eines Entstehungsprozesses ...

Doch stop! Greifen wir an der Stelle dann doch grad’ mal in die ideell etwas höher gelagerten Begriffskisten. Reden wir also nicht von Entstehung, sondern Schöpfung. Man kann das hier tatsächlich mal ohne Bedenken tun. Hier, bei PJ Harvey, die als Musikerin, Sängerin, Songschreiberin, als „Indie-Ikone“ seit Beginn der 90er eine künstlerische Konstante ist. Und warum sie das ist, kann man jetzt auch sehen.

Gemeinsam mit dem Fotojournalisten und Kameramann Seamus Murphy begibt sich Harvey darin auf eine Reise, auf die, wie das dann immer etwas butterblumig heißt, „Suche nach Inspiration.“ Zu finden erhofft Harvey die in Afghanistan, dem Kosovo und in Washington DC. Und nein: Wir reden jetzt mal nicht über den CO2-Fußabdruck, den dieses Inspirationsbedürfnis verursacht hat, und auch nicht über die Frage, ob Harveys Heimat England inzwischen tatsächlich so derart wenig inspirierend geworden ist, daß man seine Kreativbatterien nur noch in fernen Weltgegenden aufladen kann. Wir schauen einfach völlig unvoreingenommen auf diesen Film, der dabei herauskam.

Also neben dem 2016er Album „The Hope Six Demolition Project“ (absolut empfehlenswert) und dieser Kunstinstallation, bei der in einem dafür speziell konstruierten Raum im Londoner Somerset House ein interessiertes Publikum Harvey und Band bei den Aufnahmen zu dieser Platte beobachten konnte (ziemlich unsinnig). Beides, Musikaufnahmen und Installation, finden im Film Niederschlag. Dessen Hauptsache dann aber natürlich diese Reisen sind. Und das, was Murphy an Bildern und Harvey an Lyrik- und Gedankenfetzen von diesen mitbrachte.

Also aus diesen auch von Armut und Gewalt geschundenen Enklaven, die hier nicht selten wie surreale Menetekel einer gescheiterten Zivilisation aufscheinen – und in denen Murphy/Harvey zugleich immer wieder auf die beeindruckende Zähigkeit menschlicher Selbstbehauptung stoßen. Auf Spiritualität und Kunst, auf Musik und Kino. Es ist die „Community Of Hope“ die hier besungen wird. Filmisch und musikalisch.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.