D 2019, 126 min
FSK 0
Verleih: Filmwelt

Genre: Dokumentation

Regie: Petra Höfer, Freddie Röckenhaus

Kinostart: 27.02.20

1 Bewertung

Rußland von oben

Werbefilm für Wladimirs Reich

Bekanntlich besang Reinhard Mey in „Über den Wolken“ die Sorglosigkeit, die sich plötzlich einstellt, wenn man die Welt einmal aus der Vogelperspektive wahrnimmt. Alle Ängste und Probleme sind dann wie weggeblasen, übrig bleibt nur die reine Schönheit von Landschaften und Städten. 

Das Lied kommt einem beim Betrachten von RUSSLAND VON OBEN unwillkürlich in den Sinn. Die Filmemacher Petra Höfer und Freddie Röckenhaus sind Spezialisten für das Filmen aus der Luft, wie sie bereits in der „Deutschland von oben“-Reihe oder in ZUGVÖGEL – KUNDSCHAFTER IN FERNEN WELTEN gezeigt haben. Diesmal wird das größte Land der Erde in spektakulären Luftbildaufnahmen gezeigt, natürlich nur von seiner eindrucksvollen Seite. Ob nun der Baikalsee, die Berge des Kaukasus, das Wolgadelta oder die Metropolen Moskau und Sankt Petersburg ins Bild gerückt werden, stets soll das Publikum visuell überwältigt werden.

Und das gelingt zweifellos: Schwimmende Eisbären im Polarmeer, bunte Zwiebeltürme und riesige Vulkane wirken aus der Luft schlicht atemberaubend. Dazu donnert der Score entweder mächtig, oder pathetische Streichertöne greifen ans Herz, während ein Off-Kommentator das Geschehen in salbungsvolle Worte faßt.

Menschen erscheinen nur in wenigen Szenen, das Hauptaugenmerk liegt auf den großartigen Landschaftsaufnahmen. Sie entstanden unter meist sehr schwierigen klimatischen und logistischen Bedingungen. Da solche aufwendigen und in der Produktion sehr teuren Bilder refinanziert werden wollen, wurden sie zunächst für eine fünfteilige Fernsehdokumentation verwendet. Der Kinofilm ist nun die Zweitverwertung des Materials. Dieser Zusammenschnitt generiert ein kurzweiliges Potpourri an Eindrücken, mit dem man weder in Deutschland noch in Rußland aneckt. Es schmeichelt zweifellos der russischen Großmachtsehnsucht, das Land als eine Ansammlung von Superlativen zu zeigen. 

Die in Rußland seit Jahrzehnten stattfindende großflächige Umweltzerstörung ebenso wie die dunklen Kapitel der russischen Geschichte werden im Off-Kommentar allenfalls pflichtschuldig angetippt, ohne je die Großartigkeit der Bilder zu stören. Da verwundert es nicht, daß der Film von Gazprom-Media, dem größten russischen Medienunternehmen, koproduziert worden ist. Wenn man sich vor Augen führt, wie stark Bilder seit jeher politisch instrumentalisiert worden sind, hinterläßt dieser Film einen ziemlich schalen Beigeschmack.

[ Dörthe Gromes ]