D 2019, 110 min
FSK 12
Verleih: Alpenrepublik

Genre: Drama, Liebe, Historie

Darsteller: Lea Freund, Tom Bülow, Fritz Karl, Leon Blaschke, Till Demuth, Lara Feith

Regie: Norbert Lechner

Kinostart: 03.10.19

2 Bewertungen

Zwischen uns die Mauer

Urst!

Nehmen wir zum Beispiel den Senftenberger See. Oder die Mark in Brandenburg, das Leipziger Umland oder einen rumpeligen Zeltplatz nahe Rudolstadt. Lassen wir dort eine herzberstende Liebe beginnen, so wie sie zu DDR-Zeiten begonnen haben könnte. Lassen wir Mädchen und Jungen einfach mal „Urst!“ sagen. In einem 80er-Sommer voller Leben. Ohne Stasi oder ABV, ohne FDJ und Ausreiseantrag. Einfach mit gelebtem Leben pur. Niemand würde als Produzent oder Förderer auch nur einen Cent dafür lockermachen. Wir sind ja nicht im Ruhrgebiet oder in Bayern, wo es regionales Kino für alle im Land geben darf.

ZWISCHEN UNS DIE MAUER ist da also schon vom Titel her eine klare Ansage. Es ist drin, was draufsteht. Das nahende Jubiläum ließ die Adaption von Katja Hildebrands Roman zu, und es scheint, als hätte sich Regisseur Norbert Lechner eine ganze Liste zu vermeidender Fehler geschrieben, um den früheren Osten nicht zu verfehlen. Bis auf ein paar Trabis zu viel im Bild und selbst dann im Ton, wenn ein Skoda zu sehen ist, und bis auf die nächste Wiederkehr des sächselnden Ermittlers sind Offensichtlichkeiten sparsam gesetzt. „Urst!“ gesagt wird trotzdem. Im Vergleich zum völlig mißratenen ADAM UND EVELYN, der im Vorjahr sanft an den Leinwänden vorüberstrich, könnte ZWISCHEN UNS DIE MAUER Jugendlichen gefallen, die im Alter sind wie die Protagonisten. Denn nur die Liebe zählt.

Anna und Philipp werden bald 18, kommen aus Provinz-West und Hauptstadt-Ost, was ihrer Beziehung Mitte der 80er schon mal einen Riegel vorschiebt. Kennengelernt haben sie sich auf einem Begegnungstreffen junger Christen in Berlin. Die Grenzübergangsstelle an der Friedrichstraße wird für sie bald zum echten Tränenpalast. Sie wollen einfach nur zusammen sein, Udo Lindenberg hätte auch sie meinen können.

Begleitet von Ängsten und vorsichtiger Akzeptanz der Eltern, flankiert von ein paar Notlügen und Not pur, versuchen Anna und Philipp, mit Briefen und Anrufen (Philipps Vater ist Pfarrer!) Zeit zu schinden. Fluchtpläne werden geschmiedet, doch die Batterien laufen leer. Bis Philipp diese Nachricht schreibt, die alles beendet. Wo und warum? Dreimal wäre zu raten!

Pluspunkt des Films: Gefühle und Geschichte sind nachvollziehbar, vor allem durch das starke Spiel von Lea Freund. Nur kommt er sehr spät und tritt dadurch gegen ein kaum zu negierendes Völlegefühl des Zuschauers an.

[ Andreas Körner ]