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Absolut Warhola

Wenn Andy das wüßte ...

Isses nun Miková, oder eben Medzilaborce? Die Angabe der einzig wahren Herkunft des kapriziösen Pop-Art-Ritters wird von seinen Ahnen heftig diskutiert. Was soll’s, ist eh egal bei dieser Verwandschaft...

Regisseur Mucha hat sich in die Slowakei aufgemacht, um das dort ansässige Warhol-Museum zu besuchen. Kurz hinterm blättrigen Ortseingangsschild trifft er auf einen jungen Mann, der eifrig in die Pedale tritt und schon mal spontan im guten Glauben ist, irgendwie mit Andy Warhol verwandt zu sein. Das behaupten sowieso alle von sich, wobei man Wert auf eine schnapsverschleierte Hierarchie legt. Erster Vetter, erste Großnichte (häh?)... Doch Mucha entlockt ihnen witzige, lebenskluge, bissige, brachiale und zuweilen auch melancholische Töne über den verlorenen Sohn des Städtchens. Dabei war vielen bis zur politischen Wende nicht einmal klar, ob Warhol Bilder malt oder Zimmer und Häuser anstreicht. Maler eben. Mucha gelingt es sogar, über das durchaus unterhaltsame Element der Sympathieverklärung hinauszukommen. Er skizziert geschickt Armut, Arbeitslosigkeit und unterschwellig die unstillbare Sehnsucht nach der großen Welt da draußen.

Mucha geht noch einen Schritt weiter und wirft den Dörflern ins Gesicht, daß man vom Andy "dies und jenes" redet, worauf Einigkeit besteht, daß "unser" Andy "so einer" nicht war...

Und so schwebt in diesem luftigen und höchstamüsanten dokumentarischen Lustspiel die sanft-bittere Erkenntnis, daß wenn Warhol noch lebte, er kaum mit einer Flasche Sliwowitz unter der Staffelei in die Slowakei reisen würde, weil die Leute dann vielleicht erführen, daß der gute Andy eben doch "so einer" war...

D 2001, 80 min
Verleih: Pegasos

Genre: Dokumentation

Regie: Stanislaw Mucha

Kinostart: 29.11.01

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.