Originaltitel: BEKAS

S/Finnland/Irak 2012, 92 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Drama, Kinderfilm, Schicksal

Darsteller: Sarwal Fazil, Zamand Taha, Diya Mariwan

Regie: Karzan Kader

Kinostart: 10.04.14

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Bekas

Amerika, gleich hinter kurdischen Bergen

Michael Jackson ist ein Esel, und der Esel ist ein BMW. Im Dorfkino läuft SUPERMAN, und die Kinder lechzen nach Coca Cola, als ob die Zukunft ohne dieses Schwarzgetränk noch finsterer wäre. Die Symbole sind deutlich und westlich, der Film aber spielt am Beginn der 90er im kurdischen Teil des Iraks. Der „erste Golf-Krieg“ ist vorbei, die Brüder Zana und Dana, zehn und sieben Jahre jung, haben darin ihre Eltern verloren. Haltlos leben sie seitdem im Staub der Straßen, schlafen auf Hausdächern, besuchen ihren alten Ersatzvater Baba Khalid, besorgen sich ein wenig Essen, putzen Schuhe. Und basteln an Amerika.

Amerika ist für Dana, den Großen, eine Stadt und liegt gleich hinter den Bergen. Ein lohnenswertes Ziel, vor allem, als er erfährt, daß das Mädchen Helliya angeblich dort hinzieht. Dana hat sich in sie verliebt, einen kleinen Kuß bekommen, als Nichtschwimmer ihr Medaillon aus dem See gefischt und setzt nun alles daran, Helliya nicht aus den Augen zu verlieren. Zana, der Kleine, ist hingegen von den erhaschten SUPERMAN-Bildern völlig enthusiastisch, hofft, daß der Held im Dreß Mama und Papa wiederbringen kann und ist nur allzu willig, den Weg nach Amerika zu wagen. Zana gewinnt beim Murmeln einen Esel mit BMW-Pappschild zwischen den Augen, die Brüder taufen ihn Michael Jackson und ziehen los.

Mit BEKAS erzählt der in Schweden lebende Regisseur Karzan Kader eine persönlich motivierte Geschichte, eine fiktive Story von Flucht und Vision, Spiel und Todesernst, von Familie und Hoffnung. Sein Bemühen steht keinesfalls in Abrede, auch nicht das rührende Spiel der beiden jungen (Laien-)Darsteller in authentischen Landschaften. Was BEKAS allerdings fehlt, ist ein homogener Ton, der das Publikum wirklich tief erreichen und treffen kann. Kinder werden das Spielerische des Films annehmen können, beim Versuch, die beabsichtigten Allegorien zu dechiffrieren, allerdings scheitern müssen. Denn wie sie hier Amerika und der Westen als Nonplusultra aller Träume unreflektiert anstachelt, ist kaum zu ertragen.

Erwachsene, für die BEKAS aber nicht gemacht ist, werden eher am dramaturgischen Holpern verzweifeln, das von der deutschen Synchronisation zwangsläufig noch verstärkt wird. Wie es gehen kann, zart und eindringlich von fremden Welten zu erzählen und dabei den universellen Zuschauer mitzunehmen, hat im Vorjahr DAS MÄDCHEN WADJDA gezeigt.

[ Andreas Körner ]