D 2019, 101 min
FSK 6
Verleih: Weltkino

Genre: Komödie, Abenteuer, Fantasy

Darsteller: Marleen Lohse, Jeremy Mockridge, Max Mauff, Heiko Pinkowski

Regie: Erik Schmitt

Kinostart: 25.07.19

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Cleo

Jungmädchenseele auf Berlin-Odyssee

Cleo wurde mitten im Chaos des Mauerfalls in Berlin geboren. Doch während die Stadt aufblühte und sich gemeinsam freute, verlor das frisch geborene Mädchen seine Mutter. In jener Nacht hat sie aber die Seele der Stadt in sich aufgesogen und kann wie keine andere wahrnehmen, was Berlin ausmacht.

Erik Schmitt, der schon in seinem Kurzfilm NASHORN IM GALOPP eine charmante Ode an die deutsche Hauptstadt verfilmte, greift viele seiner visuell verspielten Ideen auf, um in CLEO mit Animationen, in Zeitraffern und optischen Tricks die Kindheit seiner Hauptfigur nachzuzeichnen. Wir gehen mit ihr und ihrem Vater auf die Schatzsuche nach einer magischen Uhr, mit der das kleine Mädchen hofft, die Zeit zurückdrehen zu können und den Tod der Mutter ungeschehen zu machen. Aber bei einem Ausflug in die Berliner Unterwelt stürzt eine Tunnelwand ein. Cleo ist jetzt Waise und muß in ein Kinderheim.

Hier setzt Schmitt eine zeitliche Zäsur, und Cleo begegnet uns als junge Frau wieder – eine zurückgezogene Zeitgenossin mit Angststörungen, die als Touristenführerin arbeitet und zwar immer noch mit ihren imaginären Freunden Albert Einstein und Marlene Dietrich plaudert, aber niemanden in ihr Herz lassen will. Da begegnet ihr Paul, der eine alte Karte gefunden hat, die ihn zum Schatz der Gebrüder Sass führen soll, die in der Weimarer Republik einen spektakulären Einbruch wagten. Cleos Kindheitserinnerungen kommen zurück, und die magische Uhr scheint doch noch nicht verloren.

Schmitts Talent für handgemachte Poesie ist auch in CLEO noch spürbar, doch wirkt sie deutlich geglättet und hat viel von ihrer spontanen Naivität eingebüßt, was auch an der Besetzung von Cleos Mitschatzsucher Paul liegen mag. Denn zwischen Jeremy Mockridge und Marleen Lohse als Cleo stellt sich zu keiner Zeit jener gewisse Zauber ein, den es braucht, um eine echte Liebesgeschichte zu erzählen. Auch verliert sich der Film in einer viel zu langen Schnitzeljagd nach dem Schatz, die dann auf ein vorhersehbares Ende zusteuert.

Über die Dauer der Filmminuten ermüden deshalb auch die gut gemeinten Effekte. Die fabelhafte Welt der Cleo wird bis zur Erschöpfung ausgereizt, und das ist schade, denn eigentlich fehlt es heutzutage ja vor allem an romantischem, traumwandlerischem Kino.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...