D/CH/Österreich/Luxemburg 2023, 111 min
FSK 0
Verleih: MFA/Alamode

Genre: Biographie, Drama

Darsteller: Vicky Krieps, Roland Zehrfeld, Tobias Resch, Basil Eidenbenz, Luna Wedler

Regie: Margarethe von Trotta

Kinostart: 19.10.23

1 Bewertung

Ingeborg Bachmann

Frau als Fallstudie

Als sich Ingeborg Bachmann und Max Frisch, beide bereits im Zenit der Literaturszene angekommen, 1958 das erste Mal in Paris begegnen, läßt Margarethe von Trotta den Mann die Frau preisen. Er nimmt sich heraus, sie zu bewerten, ordnet sie ein. Eine völlig neue Stimme sei sie. Und: „Sie scheinen ein richtiger Star in Deutschland zu sein.“ „Ja“, sagt Bachmann trocken.

Trotta, die nach ROSA LUXEMBURG und HANNAH ARENDT jetzt der österreichischen Lyrikerin ein Biopic widmet, bleibt erzählerisch ganz bei Bachmanns Perspektive auf die viel beschriebene Künstlerbeziehung und lotet ihre Facetten aus: Fragilität, Eleganz in Wort und Auftreten, messerscharfe Intelligenz und Weltläufigkeit, aber auch Abhängigkeit und Selbstzweifel. Diese inneren und äußeren Diskrepanzen zwischen Herz und Verstand, Anspruch und Wirklichkeit einer Frau, respektive einer Liebesbeziehung, bieten psychologische Spannung, die Trotta allerdings in eher brave Dialoge und schöne, aber nicht so besondere Bilder gießt. Vicky Krieps gibt Bachmann durch ihr eloquentes Spiel Größe und Verspieltheit, aber dem Ganzen fehlt das Kapriziöse, die Tiefen.

Daß Frisch zu großen Teilen einfach nur bräsig und eifersüchtig war, ein emotionaler Vampir, der es ganz nach Klischee nicht haben konnte, in der zweiten Reihe zu stehen, wirkt ernüchternd einfach für das Abbild jener großen Liebe. Bachmann und Frisch scheitern also letztendlich auch am Abwasch und der Tatsache, daß der männliche Genius lieber in weiblicher Begleitung reist als andersherum. Trotta holt die „große Leidenschaft“ vom Sockel und läßt Bachmann in der Wüste und in den Armen jüngerer Männer Seelenfrieden finden.

[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...