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Dark Blood

Letzter Vorhang für ein Ausnahmetalent

Es war 1993, als George Sluizer mit River Phoenix DARK BLOOD in der Wüste drehte, gut zwei Drittel des Films waren im Kasten, als der Jungstar mit 23 Jahren zu Halloween in einer Drehpause an einer Überdosis Heroin und Kokain starb. Die Versicherung krallte sich die Filmrollen, ein Gezerre um die Rechte ging los. Doch Sluizer blieb dran – auch im Angesicht seiner eigenen schweren Krankheit wollte er diesen Film irgendwie zu Ende bringen. Zum Glück! Denn DARK BLOOD ist ein wunderbares Werk geworden, trotz fehlender Szenen, die Sluizer einfach aus dem Off einliest und die Bilder dazu einfrieren läßt, was dem ohnehin mystischen Film eine noch magischere Note gibt.

Die Geschichte ist schlicht: Ein Ehepaar strandet in der Wüste, sie treffen auf Boy, der Hilfe verspricht. Dann aber nähert sich der Junge Buffy, zum Mißtrauen ihres Ehemanns, und die Verzögerungstaktik Boys sorgt für Aggressionen. Wenn Judy Davis als Buffy sagt „Du bist ein junger, verstörender Mann!“, dann paßt das ganz gut und ist dennoch nur die halbe Wahrheit. Boy verlor seine junge Frau, die nach Atomtests in der Wüste an Krebs erkrankte, dies hat ihn zu einem müden, asozialen und einsam-traurigen Tier gemacht.

Es ist natürlich der Ausnahmemime Phoenix, der Boy eine anrührende Wirkung verleiht, sein Spiel macht einmal mehr deutlich, daß letztlich mediokre Schauspieler wie Brad Pitt immer nur Brad Bitt auf der Leinwand sein werden: River Phoenix hingegen wird zum wütenden Halbblut, dem bereits das Alter aus seinen jungen Augen schaut.

Originaltitel: DARK BLOOD

NL/USA 1993, 86 min
FSK 12
Verleih: Missing Films

Genre: Drama

Darsteller: River Phoenix, Judy Davis, Jonathan Pryce

Regie: George Sluizer

Kinostart: 27.07.17

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.