D 2025, 132 min
Verleih: Rise And Shine
Genre: Dokumentation
Regie: Martin Wierzchowski
Kinostart: 04.09.25
Auf dem Hanauer Marktplatz haben die Brüder Grimm ein Denkmal. Verständlich, sind Wilhelm und Jacob doch die „berühmtesten Söhne der Stadt.“ Einer Stadt, die darüber hinaus ja auch nicht für allzu viel mehr berühmt oder auch nur bekannt gewesen ist. Jedenfalls nicht bis zu jenem 19. Februar 2020, als in Hanau ein rassistischer Täter bei einem Amoklauf neun Menschen erschoß. Und das, weil er ihnen allein aufgrund ihres Aussehens nicht nur das Recht absprach, zum „deutschen Volk“ zu gehören, sondern überhaupt leben zu dürfen.
Wer den Grimm-Brüdern ihr Hanauer Denkmal gestiftet hat, ist auf dessen Sockel zu lesen. Genau, „das deutsche Volk“ war’s. Und man muß es in aller Bitterkeit sagen: Für seinen Dokumentarfilm hätte Martin Wierzchowski keinen besseren Titel finden können. DAS DEUTSCHE VOLK ist eine Langzeitbeobachtung, die erst noch einmal den Alptraum dieses Hanauer 19. Februar 2020 skizziert und dann dessen Folgen über vier Jahre hinweg nachspürt. Oder anders gesagt: diese Wunde betrachtet, die für die Einen – die Hinterbliebenen, die Familien der Mordopfer – auch deshalb kaum heilen kann, weil die Anderen – die Vertreter der sogenannten deutschen Mehrheitsgesellschaft – diese Wunde vornehmlich mit Verdrängung, Abwiegelung und Lippenbekenntnissen zu heilen glauben können.
In seiner Erzählhaltung ist DAS DEUTSCHE VOLK klar subjektiv und darin parteiisch. Also auf der Perspektivseite der Hinterbliebenen der Anschlagsopfer. Pauschalisierend oder simplifizierend aber wird die Doku nie. Das strenge Schwarzweiß ihrer Bilder entspricht eben keiner inhaltlichen Schwarzweißmalerei. Wohl aber einer (An-)Klage, einem verhaltenen filmischen Lamento.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.