Originaltitel: L'ARNACOEUR

F/Monaco 2010, 105 min
FSK 0
Verleih: Universum

Genre: Romantik, Komödie

Darsteller: Romain Duris, Vanessa Paradis, Julie Ferrier, François Damiens, Helena Noguerra

Regie: Pascal Chaumeil

Kinostart: 06.01.11

1 Bewertung

Der Auftragslover

Süßes für kalte Winterabende

Das Szenario kennt mancher schon: Da hat sich die beste Freundin bzw. Anverwandte einen wahlweise Schmierlappen, Emotionskrüppel oder Machobubi von Kerl geangelt, welchen sie nicht mal geschenkt mit Schleife um den Bauch in zwischenmenschliche Erwägung ziehen sollte, spielt sich aber die große Liebe vor und ist fortan immun gegen jede Art dezenter Hinweise. Rein wirtschaftlich gesehen entsteht hier eine Marktlücke, die Alex mit forschem Sprung füllte – der wild bebärtete Naturbursche verdreht gegen Cash zunächst genannten Frauen den Kopf. Will das Mädel irgendwann mehr, faselt er was über schlechte Erfahrungen und Beziehungsunfähigkeit, macht sich aus dem Staub und hinterläßt auf Seiten der Dame ein entflammtes Herz, das zu Zweifeln und schließlich Trennung führt. Auftrag erledigt. Doch eines Tages vermischen sich Beruf und Privates, als Alex Gefühle für sein nächstes Opfer Juliette entwickelt …

Nun implizieren die drei Punkte am Ende des obigen Absatzes eine Offenheit der Handlung, und ganz klar sind sie Blödsinn. Natürlich weiß jeder mit Liebeskomödien vertraute Zuschauer, wer hier wem im Grande Finale einen innigen Kuß aufs bebende Mündchen über (weil ja Vanessa Paradis diese Juliette gibt) der Zahnlücke drücken wird. Aber darum geht es nicht, schließlich fährt der Weg zum Unvermeidlichen schwer unterhaltsame Kaliber auf.

Da werden hemmungslos ganze Szenen aus DIRTY DANCING nachgetanzt, darf George Michael aus den Lautsprechern schmachten, und schwelgt die Kamera in mediterranen Schönheiten, während genial besetzte Nebenfiguren alles und mehr geben: Alex’ Helfershelfer, ein sich gleichzeitig ständig anzickendes und heiß verbundenes Ehepaar, machen ebenso Spaß wie Juliettes versoffene Freundin, zuständig für so manche Albernheit. Mit Timing dargeboten und immer nah am nächsten Gag, will DER AUFTRAGSLOVER sein Genre gar nicht neu erfinden, sondern nimmt sich häufig fast schon selbst mit ironischen Überzeichnungen aufs Korn. Denn hey – gerade weil die Liebe ein so hohes Gut ist, muß man ja keinen Staatsakt daraus machen!

Ein netter Ansatz, welcher inklusive deutlicher französischer Verspieltheit zum Leckerli – zumindest im Rahmen des Genres – führt. Daß Romantik im Kino heutzutage auch mal ohne die üblichen Nullnummern vom Schlage einer Jennifer Aniston zu erleben ist, geht obendrein als wohltuendes Extra durch.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...