Originaltitel: L'OMBRA DI CARAVAGGIO

I/F 2022, 119 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Biographie, Drama, Historie

Darsteller: Ricardo Scamarcio, Louis Garrel, Isabelle Huppert

Regie: Michele Placido

Kinostart: 12.10.23

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Der Schatten von Caravaggio

… und was dieser Film ihm verdankt

Er markiert ja geradezu das Klischeebild eines Enfant terrible, des Konventionen sprengenden Künstlergenies: Der Barockmaler Michelangelo Merisi da Caravaggio (1571–1610). Dessen wildes kurzes Leben bietet mindestens so viel faszinierende Licht- und Schattenkontraste wie sein grandioses unsterbliches Werk. Daß jetzt ein Film über den Maler DER SCHATTEN VON CARAVAGGIO heißt, ist da fast schon banal, weil allzu naheliegend.

Allerdings liegt in dem Titel auch eine Doppeldeutigkeit. Ja, es geht um Caravaggio, den schlimmen Finger (saufen, pöbeln, raufen, huren) und großen Künstler, der für das biblische Personal seiner Bilder auch mal Diebe, Prostituierte oder Bettler Modell stehen ließ. Was nur ein, wenn auch gewichtiger, Grund dafür ist, warum Papst Paul V. höchstpersönlich einen vatikanischen Geheimdienstler auf den Maler ansetzt.

Es ist die Figur dieses namenlos bleibenden „Schatten“, der den Film trägt. Denn wo Caravaggio selbst ein ausgemachtes Klischee bleibt (ohne Unterlaß glutäugig, heißherzig, unbeugsam), also schlicht zu oberflächlich betrachtet wird, ist mit der Figur des kaltfanatischen, aber auch intelligenten und aufmerksamen Soldaten der Heiligen Inquisition eine interessante, da ambivalente Charakterzeichnung gelungen. Inmitten der solide konventionellen Filmerzählung samt der oft gekonnten, aber ebenso oft auch recht postkartenhaft geratenen Verwandlungen von Caravaggio-Bildmotiven in Kinobilder, inmitten all der anschaulichen Beschaulichkeit, die dem Film eigen ist, ist es just dieser „Schatten“, der in ihm für Kontrast, Kontur und Tiefe sorgt.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.