D 2019, 104 min
FSK 6
Verleih: StudioCanal

Genre: Komödie

Darsteller: Maren Kroymann, Heiner Lauterbach, Barbara Sukowa, Dominic Raacke, Palina Rojinski

Regie: Wolfgang Groos

Kinostart: 06.02.20

Noch keine Bewertung

Enkel für Anfänger

Mit 66 Jahren …

… glückt schon fast die Quadratur des filmischen Kreises: eine deutsche Komödie, die alles auffährt, wovor man sich beim Genre fürchtet – jedoch trotzdem Laune bringt. Und das nicht nur wegen einer vom Jüngsten bis zum Ältesten ausnahmslos potenten Schauspielerriege, an dessen Spitze Maren „Karin“ Kroymann tut, was sie am besten kann – von innen leuchten.

Diese Karin hat’s satt, Gatte Harald wirft seinen Beeten begehrlichere Blicke zu als ihr, sollte er nicht gerade Treppenlift-Käufe planen; totale Langeweile halt. Und so folgt sie dem Vorbild von Schwägerin Philippa (hippieske Campingwagenbewohnerin, lagert eigenproduzierte Vaginalkugeln im Kühlschrank), übernimmt die „Omaschaft“ für ein fremdes Kind. Ebenso Gerhard, dauernöliger Doktor, der vor Zweijahresfrist den Mann verlor.

Und wie jene Figur eingeführt wird, mit totem Hund und knapp geknurrtem Gefühlsorkan, ist großartig, ohne die humoristische Basis am Entfalten zu hindern. Willige Opfer für Häme und Spott laufen ja schließlich rum, eng rotierende Helikoptermütter dürften gern den Abflug machen, am liebsten vorher die Antiautorität zur kompletten Regelabkehr übertreibenden Eltern einsacken. Leute, Eure hochgestochen benamsten Blagen nerven! Drehbuchautor Robert Löhr sieht’s scheinbar gleich, ihm vorsichtigen Humor nachzurufen, schlüge fehl, Löhr schrieb unerwartet scharfkantige Gags, feuert aus sämtlichen Rohren in jedwede Richtung.

Bloß entglitscht ihm solche Deutlichkeit manchmal etwas unelegant. Konkret immer dann, wenn Botschaften zum Transport gelangen: Wo anfangs von hinten angeflogen kommende Spitzen à la „Russen haben Vorurteile gegenüber Schwulen. Alle!“ souverän die intoleranten Toleranzeinkläger treffen, klappt das später kaum mehr. Klar ignoriert Zuneigung festgeklopfte Altersgrenzen, aber darum nun zwanghaft eine Romanze reinzuquetschen, wanzt sich eher unangenehm an. Adäquates gilt fürs Sicherheits-Artikulieren des Offensichtlichen oder schmerzlich pochende Probleme, welche selbst ungeachtet jahrelangen Bestandes augenblicklich vor unseren Augen verpuffen. Ach, die bewährt gute Sekundenlösung …

Daß am Spaßfaktor dennoch keine ernsthaften Blessuren bleiben, garantiert indes erneut Löhrs eiskaltes Humorhändchen. Absolut memorabel beispielsweise ein patenenkelseitig an Gerhard gerichtetes, aufrichtig freundliches Angebot: „Willst Du auch abkratzen?“

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...