D 2022, 98 min
FSK 12
Verleih: Real Fiction

Genre: Dokumentation

Regie: Sabine Lamby, Cornelia Partmann, Isabel Gathof

Kinostart: 02.02.23

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Fritz Bauers Erbe

Vom Glauben an den Rechtsstaat

Es wird bald keiner mehr von ihnen leben. Keiner von den Tätern, keines ihrer Opfer. Jene nicht, die einst, in welchem individuellen Ausmaß auch immer, mit dafür sorgten, daß die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie so wahnsinnig umfänglich vernichten konnte, wie sie es tat. Und auch jene nicht, gegen die sich diese Maschinerie richtete und der sie dennoch entkommen sind. Beider Lebenszeitspannen neigen sich dem Ende zu.

Warum also die Alten noch vor Gericht zerren? Die Frage hört man ja immer mal ,wenn einem der Täter von damals der Prozeß gemacht wird. Auch in FRITZ BAUERS ERBE fällt sie. Die Dokumentation begleitet zum einen den Prozeß gegen einen ehemaligen SS-Aufseher im KZ Stuthoff. Und liefert zum anderen einen Abriß jenes Stücks bundesrepublikanischer Rechtsgeschichte zur Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen, die maßgeblich mit den Frankfurter Auschwitz-Prozeß (1963–1965) unter dem Staatsanwalt Fritz Bauer ihren Anfang nahm.

In dramaturgischer und formaler Hinsicht von staatstragender TV-Ambitionslosigkeit, gelingt FRITZ BAUERS ERBE inhaltlich gleichwohl eine interessante Variable: Konzentriert sich die Doku doch auf die komplexen Fragen der Rechtsprechung, etwa den Umstand, daß für einen angeklagten Greis vor Gericht das Jugendstrafrecht greift, wenn es um Verbrechen aus seiner Jugendzeit geht. Hier zeigt die Doku in einem differenzierten Stück Aufklärungsarbeit, was Rechtsstaat heißt. Wozu der Satz „Es geht nicht um die Strafe, es geht um das Urteil“ ebenso wesentlich gehört wie eine andere Antwort auf die Frage, warum die Alten nach all der Zeit noch vor Gericht müssen: Weil es die Jahre zuvor eben nicht geschehen ist.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.