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Guerilla Köche

Expedition in die asiatische Küche

Die kleine Vorrede muß jetzt mal sein: Was das wohl zu bedeuten hat, so in soziologischer Hinsicht und bezüglich der psychologischen Grundstruktur, dem Mentalitätsgefüge einer Gesellschaft, wenn in selbiger das Kochen und das Essen seit Jahren einen geradezu fetischisierten Stellenwert einnimmt? Wer etwa an einem beliebigen Abend durchs heimische TV-Programm zappt, hat keine Chance, nicht bei diversen Restaurant-Testern, Promi-Dinnern, Kochshows und dergleichen mehr zu landen. Reden wir nicht von der Unzahl an Publikationen, die in ununterbrochener Folge mit kulinarischen Bastelanleitungen zu Gaumenfreuden locken. Deutschland brutzelt, köchelt und haut sich den Ranzen auf eine Art und Weise voll, daß man geneigt sein mag, darin ein sehr spezielles Symptom einer wiederum sehr speziellen Krise zu erkennen.

Um zu GUERILLA KÖCHE zu kommen. Eine Doku über die beiden Berliner Jungköche und Freunde Felix und Max, die zu einer 8monatigen Tour durch Asien aufbrechen. Auf der Suche nach Inspiration, nach der Erweiterung ihrer Geschmacksgrenzen (nein, ist nicht doppeldeutig gemeint). Sie durchstreifen Märkte und Garküchen, Luxusrestaurants und neonbeschienene Kaschemmen. Hier und da dürfen sie mitkochen, und es sind amüsante Szenen, wenn die beiden etwa im quirligen Chaos einer Bangkoker Garküche versuchen, die Übersicht zu behalten.

Von der Nudelsuppe bis zu Schlangeninnereien wird von den Jungs (fast) ohne Berührungsängste alles verkostet, was ihnen vor die ansonsten goldig daherplappernden Berliner Schnäuzchen gerät. Und ja: dem zuzuschauen macht Spaß. Und Hunger auch. Und mag die rhetorische Bandbreite der Begeisterungsentäußerung bei Max und Felix auch eher rudimentären Charakter haben („Boah, schmeckt voll geil, eh“), so sind die beiden in ihrer Leidenschaft, Neugier und Lust aufs Entdecken doch zwei grundsympathische Kerle.

Darüber hinaus hat GUERILLA KÖCHE allerdings nur bedingt Nährwert. Gegessen wird viel, über (Eß-)Kultur erfährt man wenig. Hier geht es um Rezepte und nicht um Traditionen. Die eigenwilligen Reflexionen eines herrlich exaltierten Hongkonger Starkochs sind eine der wenigen Ausnahmen von der Regel. Dazu kommt, daß die Doku formal reines Fastfood ist. Sprich: TV-Tütensuppe. Warum die jetzt im Kino kredenzt werden muß? Keine Ahnung. Muß was mit der erwähnten Krise zu tun haben.

D 2013, 92 min
FSK 0
Verleih: MFA

Genre: Dokumentation

Regie: Jonas Gernstl

Kinostart: 19.09.13

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.