Originaltitel: HAYWIRE

USA 2011, 93 min
FSK 16
Verleih: Concorde

Genre: Action

Darsteller: Gina Carano, Michael Fassbender, Ewan McGregor, Antonio Banderas, Michael Douglas

Regie: Steven Soderbergh

Kinostart: 08.03.12

4 Bewertungen

Haywire

Was Mr. Soderbergh so alles kann

Eine Frau für Spezielles. Die Ex-Marine-Soldatin Mallory steht inzwischen bei einem jener halbseidenen Privatunternehmen in Lohn und Brot, die im Auftrag der US-Regierung ebenso halbseidene (sprich: ruppig martialische) Spezialaufträge in aller Welt ausführen. Gerade von einem solchen aus Barcelona zurück, jettet Mallory schon wieder nach London. Gemeinsam mit dem britischen Agenten Paul gilt es, an den mysteriösen Studer heranzukommen. Was nach Routine aussieht, entpuppt sich indes bald als Falle. Verbündete, die Feinde sind, Verräter und Killer an allen Ecken und bald auch die Polizei im Nacken. Mallory ist zwischen die Fronten geraten – und läuft dort zu Hochtouren auf. Eine Amazone, die eben tut, was sie tun muß. Kloppen, ballern, sprinten und entschlossen mit den Backenknochen mahlen.

Mit Regisseur Steven Soderbergh ist es ja so eine Sache. Zwischen Kommerz und Kunst, Mainstream und Innovation, zwischen Kino und Klimbim, zwischen gespreizt und authentisch –der Typ wechselt ja immer wieder entspannt hin und her. Nun beherrscht Soderbergh auch fraglos sein Metier, und ja, der Mann kann erzählen. Blenden und ganz albern auf den Putz hauen kann er aber auch. Wie etwa die arg überschätzten Smoking- und Wohnungsausstattungswerbespots um Mr. Ocean und seine Rasselbande zeigen. Und jetzt eben HAYWIRE.

Ein Film, dessen Story so dünn ist wie das Schauspieltalent der Hauptdarstellerin. Die heißt Gina Carano, ist Ex-Mixed-Martial-Arts-Kämpferin (acht Kämpfe, sieben Siege, wie die Statistik verrät) und erbringt zweifellos eine ansehnliche sportliche Leistung beim Kampf Frau gegen Mann. Doch, dem schaut man gern zu. All dem aber, was szenisch jenseits von (gewinnorientiert auf FSK-12-kompatiblem) Knochenbrechen und Schurkenkillen liegt, weniger. Blenden und albern auf den Putz hauen – in HAYWIRE zeigt Mr. Soderbergh mal wieder, wie gut er das kann.

Wie gehabt mit einem Auftrieb von A-Liga-Darstellern in Nebenrollen und in schnieken Anzügen, mit einem auf lässig funky Retro gepäppelten Soundtrack, mit Bildern aus dem Life-Style-Magazin für den Herrn mit Niveau, der auch künstlerisch interessiert ist, mit Schnittfolgen, die nicht immer Sinn machen, aber echt voll cool tun. Insgesamt ist das der glänzende Lack eines filmischen Lackaffens. Dem kann man durchaus mal beim Hampeln zusehen. Ohne sich groß blenden zu lassen und mit der Gewißheit, daß Soderbergh vom Klimbim auch wieder zum Kino wechseln wird.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.