D 2002, 105 min
Verleih: Constantin

Genre: Teenie, Liebe, Erwachsenwerden

Darsteller: Tom Schilling, Alicja Bachleda-Curus, Anna von Berg, Matthias Schweighöfer

Stab:
Regie: Michael Gutmann
Drehbuch: Hans Christian Schmid

Kinostart: 06.06.02

Noch keine Bewertung

Herz im Kopf

Mit Tiefgang und beflügelnder Leichtigkeit

Teenagerfilme ohne Dauerrülps, Backwarenkopulation, peinlichen Fäkalhumor und geschmacklose Brachialscherze nehmen sich in einer Zeit der Zielgruppenhysterie wie die rettenden Schollen im Meer der Hirnlosigkeiten aus. Nach CRAZY kommt nun ein weiteres Stück feinfühlig und authentisch inszeniertes Kino vom Gespann Gutmann/Schmid auf die Leinwand. Die Konstellation ist diesmal umgekehrt, Gutmann hat Regie geführt.

Der Vergleich zu CRAZY ist berechtigt (wenn auch HERZ IM KOPF weniger "westdeutsch" scheint), geht es doch auch hier um das Entdecken der Jugend, die erste Liebe und die Ängste der Jungen, transparent zu sein. Jakob landet bei seiner schwangeren Schwester Petra, nachdem er einige Zeit bei seinem Vater in Berlin verbrachte, um den Tod der Mutter zu verarbeiten. Zurück in Frankfurt, schlägt sich Jakob mit Gelegenheitsarbeiten durch, begegnet früheren Schulfreunden, die außer dem Alter nicht viel mit dem impulsiven Knaben gemein haben. Dann trifft er auf Wanda, polnisches Au-pair-Mädchen bei seiner verhaßten ehemaligen Lehrerin Frau Gebhard, und der erste Blick kann nicht der letzte gewesen sein ...

Na also! Eine fabelhaft erzählte Geschichte aus dem Leben, mit Humor, Tiefe und völlig frei von verschwafelten Teen-Klischees, eine Geschichte, die tief berührt und dabei dennoch jene beflügelnde Leichtigkeit versprüht, die Erinnerungen an die eigenen ersten Gehversuche weckt. Ein bestens abgestimmtes und kratzbürstig harmonierendes Schauspielergespann geben Heißsporn Tom Schilling und Glutauge Alicja Bachleda-Curus ab. Über ihre ungestelzte Mimik, ihr faszinierendes gestisches Spiel wird all das widergespiegelt, was die Jugend so wunderbar chaotisch macht: Wut, Zorn, Verletzlichkeit, Kraft, Ungestümheit, Klugheit, Rebellion als purer Instinkt. Wunderbar! Dem Regisseur möchte man im Anflug eines zahmen Scherzes beinahe zuraunen: Gut, Mann!

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.