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Love The Hard Way

Kein Glück nirgendwo

Die Jacke aus Kroko-Leder, die Zigarette locker im Mundwinkel und ein Zug um die Nase, der Frauen gefällt. So eine Mischung aus Eroberer und kleiner Junge. Ganz klar, daß Claire, eine Studentin, die tagsüber in einem Arthouse-Kino in New York jobbt, Jack verfällt. Denn Jack weiß, was man im richtigen Moment sagt und - noch viel wichtiger - was nicht.

Sie verabreden sich am Hafen, kein Ort, der passender sein könnte, ein Platz des Aufbruchs in neue Richtung, ein Anfang. Hier allerdings der vom beinahe sprichwörtlichen Ende, denn Claire ahnt noch nicht, was hinter Jacks charmanter Fassade schlummert: ein unzuverlässiges, kleinkriminelles Drogen-Wrack, ein dreister Halunke, der sich mit zwei Nutten an betuchte Geschäftsleute pirscht, schließlich uniformiert das Hotelzimmer stürmt, die unsittlichen Manager erpresserisch ausnimmt. Eigentlich keine ganz einfallslose Beschaffung illegalen Wohlstandes. Das allerdings sieht Linda Fox nicht ganz so lässig, die Einsatzleiterin der Sitte hat Jack schon länger auf dem Kieker.

Claire kommt mit Jacks Zwielichtigkeit überhaupt nicht klar, sie erwischt ihn zugedröhnt mit anderen Frauen, ihr rutscht der Boden unter den Füßen weg, als Jack sie anplärrt, daß er sie nur vögeln wollte und von Liebe keine Spur sei ...

Peter Sehr erzählt sehr konzentriert von einer modernen amour impossible, von Abhängigkeiten und Selbstzerstörung. Erfreulich, daß er dabei nicht in abgedroschene Typen-Skizzierungen verfällt, ernüchternd, wie ungeschönt ihm dabei die Bilder gelingen. Claire verkauft, um Jacks Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, ihren traurigen Körper an jeden, der irgendwas zahlt, sie begibt sich permanent auf seelischen und physischen Grenzgang, und erst sehr spät wird klar, daß die Beziehung zwischen ihr und Jack eine Liebe war, eine schräge zwar, aber auch eine richtig große. Und so ein Emotionsidiot wie Jack schreibt darüber eben nur Tagebuch ...

Peter Sehr holt moralfrei zum großen Schlag aus, stellt die Erfüllung kleiner Träume und die Jagd nach himmelsweiten Sehnsüchten in Zweifel. Damit ist ihm ein unbequemer, aber auch ein unvergeßlicher Abgesang auf eine verklärte, ranzig gewordene Bilderbuch-Romantik gelungen. Verstörend, ehrlich und beeindruckend!

Originaltitel: LOVE THE HARD WAY

D/USA 2002, 96 min
Verleih: Ottfilm

Genre: Liebe, Drama

Darsteller: Adrien Brody, Charlotte Ayanna, Pam Grier, August Diehl

Regie: Peter Sehr

Kinostart: 29.05.03

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.