D 2004, 106 min
Verleih: Buena Vista

Genre: Komödie, Schwul-Lesbisch

Darsteller: Maximilian Brückner, David Rott, Lisa Maria Potthoff, Dietmar Bär, Christian Berkel

Regie: Sherry Hormann

Kinostart: 07.10.04

Noch keine Bewertung

Männer wie wir

... im teutonischen Zerrspiegel

Als moderner Mensch und überhaupt Vertreter einer toleranten Generation ist man ja gar nicht voreingenommen. Natürlich könnte sich dies ruckzuck ändern, wenn die Titelsequenz des zur Ansicht gebrachten Films warnt: "In Zusammenarbeit mit RTL." Fast schon böswillige Gefühle mag man dank der Tatsache entwickeln, daß auch noch die begabungsfreie Zone Sherry Hormann auf dem Regiestuhl saß, deren bisherige Rohrkrepierer à la WIDOWS selbst Talent vom Format Ornella Mutis nicht zu retten vermochte. Aber wie gesagt – man hofft das Beste. Also los!

Torwart Ecki versaut seinem Team den Aufstieg und macht beim Ausheulen an breiter Kameradenbrust eine entscheidende Entdeckung: Er steht auf Männer. Nun weiß zwar mancher aus eigener Erfahrung, daß das Coming Out eher selten mit brüllender Komik einhergeht. Glaubt man allerdings vorliegendem Werk, nehmen Schwule im schönen Münsterland außerdem die Spitzenposition auf der Abschußliste ein. Für Ecki bedeutet das Rausschmiß aus der Mannschaft, geschmacklose Witze und einen stinksauren Daddy, während dem Zuschauer die Political Correctness bis zur Oberlippe reicht. Ironie? Fehlanzeige.

Nach erfolgter Flucht gen Dortmund ist es Eckis Ziel, zwecks Revanche eine Fußballmannschaft aus dem Boden zu stampfen. Zugangsvoraussetzung: Potentielle Spieler müssen schwul sein. Womit ad hoc der Handlungsfluß auf Gegenkurs steuert, um all das breitzutreten, was die Pressemitteilung geringfügig verpeilt "lieb gewonnene Klischees" nennt. Weshalb zum Beispiel die von Ecki rekrutierten Jungs aus voller Kehle Gloria Gaynors "I Will Survive" schmettern müssen, weil schwule Hymne und so. Ärgerlich dabei stimmt unverändert, wie verbissen ernst und jenseits sarkastischer Brechungen man auch diese Stereotypen hingeklatscht kriegt. Zumal Hormann nie den Eindruck vermittelt, ihre Kenntnis des Themas ginge über Hörensagen hinaus.

Angesichts solch' profunder Einfühlung in schwule Befindlichkeiten duldet man schließlich nur noch und wartet angstgeschüttelt darauf, daß unsere Homo-Mutti No. 1 zum Gastauftritt vor die Linse geschubst wird. Doch Marianne R. hatte entweder keine Zeit – oder hielt vorher mit Sherry H. einen Plausch unter Mädels.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...