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Mein Herz tanzt

Gefangen zwischen zwei Welten

Vor 67 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Seit fast drei Generationen schon leben Juden und Araber offiziell auf engem Raum zusammen. Doch bis heute verweilen die Kinder und Enkel der Gründer in einem zerrissenen Land. Die Filme von Eran Riklis spiegeln das wider. 2008 lief LEMON TREE im Programm der Berlinale. Darin kämpft eine Palästinenserin um den Erhalt ihres Zitronenhains, den ein israelischer Minister abholzen will, aus Angst vor Terroristen, die sich im Baum verstecken könnten. Riklis war eine tragikomische Parabel über einen Konflikt gelungen, der nicht nur persönliche Biographien zerreißt, sondern die ganze Welt.

Dabei hält Riklis stets emotionale Distanz zu seinem Land und seinen Figuren. In seinem neuen Film MEIN HERZ TANZT erzählt er die Geschichte eines jungen Arabers. Eyad wird an einer jüdischen Schule in Jerusalem angenommen. Was ihm anfänglich als große Chance auf ein besseres Leben und gesellschaftliche Anerkennung erscheint, entpuppt sich schnell als Irrfahrt durch ein System voller Komplikationen und Vorurteile. Denn erst als er sich in die Jüdin Naomi verliebt, wird klar, was es bedeutet, zu seiner Herkunft und seinen eigenen Gefühlen zu stehen.

Mit Eyads Figur entwirft Riklis aber keinen klassischen Heldentypus. Eher unsicher, fast zaghaft manövriert sich der junge Mann durch den Alltag, in dem er immer der Fremde bleibt, ein Außenseiter, ein Exot. Er freundet sich mit Yonatan an, der an einer unheilbaren Krankheit leidet. In ihrem Anderssein finden die beiden zueinander und Eyad den Zutritt zur jüdischen Gesellschaft.

MEIN HERZ TANZT beruht auf dem halb-autobiographischen Buch von Sayrd Kashua „Dancing Arabs.“ Der Autor wurde in Tira, Israel, geboren, einer Stadt, in der fast ausschließlich muslimische Araber wohnen. Später studierte er an der Universität in Jerusalem, emigrierte aber 2014 mit seiner Familie in die USA. Auch wenn seine persönliche Geschichte quasi die Unmöglichkeit einer israelisch-palästinensischen Koexistens spiegelt, so will Eyad seinen Traum vom „Dazugehören“ nicht so schnell ad acta legen. Dafür muß er allerdings einen Teil seiner Identität opfern. Das ist radikal und optimistisch zugleich. Was das mit seinem Leben macht, erzählt Riklis in seinem Film nicht mehr. Wir sind also gespannt auf die Fortsetzung.

Originaltitel: DANCING ARABS

Israel/D/F 2014, 105 min
FSK 6
Verleih: NFP

Genre: Drama, Erwachsenwerden, Literaturverfilmung

Darsteller: Tawfeek Barhom, Danielle Kitzis, Michael Moshonov

Regie: Eran Riklis

Kinostart: 21.05.15

[ Claudia Euen ]