D 2004, 94 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Roadmovie, Komödie

Darsteller: Peter Lohmeyer, Nina Petri, Outi Mäenpää, Hilmi Sözer

Regie: Peter Lichtefeld

Kinostart: 09.06.05

Noch keine Bewertung

Playa del futuro

Lakonischer Wegweiser nach Innen

Vor acht Jahren hat Peter Lichtefeld in ZUGVÖGEL ... EINMAL NACH INARI Joachim Król in der Rolle des Bierfahrers Hannes auf dem Schienenweg ins Glück geschickt. In seinem neuen Film nun ist es Peter Lohmeyer, der sich, als vierzigjähriger Jan, auf die Reise zu begeben hat. Am Anfang erzählt der leidenschaftliche Koch von fünfzehn Jahre alten Träumen: Er ist mit seinem Freund Rudi und der Finnin Kati in Spanien unterwegs, sie sind jung, haben die Ausbildung gerade hinter sich, und das Leben mit all den herrlichen Verheißungen liegt vor ihnen.

Nach dem verwaschenen und wackligen Super-8-Prolog im sonnigen Süden, geht es in die Köln-Mühlheimer Eckkneipe "Ohne Ende". Das Bild wird breit, und breit sind auch die Gäste, die hier in verqualmter Düsternis, Tristesse und Stumpfsinn abhängen. Hier ist Jan gestrandet, gemeinsam mit Rudi, dem die Kneipe gehört. Und auch Kati, schon lange Rudis Freundin, ist hier hängengeblieben. Rudi ist derjenige, der eines Tages Köln, Kneipe und Kati verläßt, um in Spanien ein Hotel aufzumachen. Jan bleibt, übernimmt den Laden und setzt alles daran, seinen Traum von einem spanischen Lokal zu verwirklichen. Er gewinnt Kati, die er schon lange heimlich liebt, für sich, und alles scheint sich für die beiden zum besten zu wenden. Am Eröffnungstag des Lokals aber gibt es eine böse Überraschung: Rudi hat Jan 25.000 Euro Steuerschulden hinterlassen. Jan muß das Geld beschaffen und bricht auf, um den falschen Freund zu suchen. Sein einziger Anhaltspunkt, eine Postkarte, führt ihn an einen einsamen Bahnhof in Andalusien. Dort - am PLAYA DEL FUTURO - trifft Jan auf ein Grüppchen einsamer Individuen, die wie er ihre unerfüllten Träume verwirklichen wollen.

Die Erzählung Lichtefelds, nun deutlich dem Ensemble sympathisch-skurriler Figuren zugewandt, ist lakonisch, sein Humor so trocken wie die Erde des sommerlichen Andalusiens, welches er in kraftvollen Bildern einfängt. Spannung schöpft der Film nicht aus der Dramaturgie, sondern aus einer Schnittechnik, die auf augenscheinliche Kontraste setzt.

Dabei entwickelt sich die Geschichte so gemächlich, daß man am Schluß fast überrascht feststellt, daß Jan am Ende seiner Reise angekommen ist - geographisch in Andalusien, innerlich bei sich selbst und seinem Glück. Der Zuschauer muß sich - den Protagonisten gleich - einlassen können. Auf eine Reise, die letztlich zum Selbst führen kann.

[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.